Barsinghausen. In Barsinghausen kommt es immer häufiger zu Problemen mit Elektro-Scootern, die mit viel Tempo und ohne Rücksichtnahme auf andere Personen durch die Fußgängerzone rasen -- diese Beobachtungen macht zumindest der neue Vorstand des Gewerbe-Vereins Unser Barsinghausen. Nach Angaben der 2. Vorsitzenden Jennifer Gäfke gab es bereits diverse Beinahe-Unfälle. Dabei dürfen Elektro-Scooter als Kleinfahrzeuge in einer Fußgängerzone überhaupt nicht fahren, sondern müssen dort geschoben werden. Während Bürgermeister Henning Schünhof mehr Aufklärungsarbeit und gegenseitige Rücksicht fordert, kündigt die Polizei zusätzliche Kontrollen an.
Rechtlich ist die Lage eindeutig: "Elektro-Scooter sind selbst fahrende Roller und darum in der Fußgängerzone nicht zugelassen"., erläutert Stefan Klaus, Kontaktbeamter des Polizeikommissariats Barsinghausen. Als Klein-Kraftfahrzeuge müssen E-Scooter auch ein Versicherungskennzeichen tragen. Anders sei die Situation bei Fahrrädern und auch bei Rädern mit Elektromotor, denn dieser Motor unterstütze lediglich beim Tritt in die Pedale. Für Radler sei das Befahren der Fußgängerzone zwischen 18 und 13 Uhr ausdrücklich erlaubt, für Scooter gebe es solch eine Ausnahmegenehmigung jedoch nicht.
Zudem dürften Scooter mit Elektroantrieb maximal ein Tempo von 22 Kilometern pro Stunde (inklusive zehn Prozent Toleranz) erreichen und die Fahrer müssen mindestens 14 Jahre alt sein, macht der Kontaktbeamte deutlich. Diese Vorgaben werden laut Stefan Klaus jedoch häufig ignoriert: Während des Gesprächs stoppt der Kontaktbeamte in der Fußgängerzone einen Zwölfjährigen, der gemeinsam mit einem Neunjährigen auf dem Scooter unterwegs ist.
"Zwei Personen verbotenerweise auf dem Scooter, das kann bei einem Sturz zu erheblichen Folgen führen", betont der Beamte und erwähnt Bruder und Schwester, die vor einiger Zeit gemeinsam auf einem Scooter in der Bahnhofstraße stürzten und sich dabei schwer verletzten. Gerade bei jungen Leuten sei mehr Aufklärung über die Gefahren und über die rechtlichen Vorgaben des Scooter-Fahrens erforderlich, meint Barsinghausens Bürgermeister Henning Schünhof. "Zum Beispiel an den weiterführenden Schulen", sagt Schünhof, der auch zu mehr Rücksichtnahme auf schwächere Verkehrsteilnehmer aufruft.
Zusätzliche Verbotsschilder für E-Scooter in der Fußgängerzine seien von der Stadtverwaltung jedenfalls nicht vorgesehen. "Wir sind als Verwaltung auch angehalten, eine übermäßige Beschilderung im Stadtgebiet zu vermeiden", erläutert der Bürgermeister.
Nach Einschätzung von Jennifer Gäfke und Vorstandskollegin Myriam Nonnenkamp von Unser Barsinghausen müsse etwas geschehen, um den Ärger mit rasenden Scooter-Fahrern in der Fußgngerzone dämpfen zu können. Zu den besonders gefährdeten Personengruppen gehörten nicht nur Kinder, sondern auch viele ältere Menschen. "Ich weiß von Senioren aus den Heimen in der Innenstadt, die mittlerweile Angst davor haben, in die Fußgängerzone zu gehen", sagt Jennifer Gäfke.
Die Polizei will laut Stefan Klaus künftig mehr Kontrollen in der Fußgängerzone durchführen. Bei Verstößen gegen das Fahrverbot werden Scooter-Fahrer mit 15 Euro zur Kasse gebeten. "Kurioserweise müssen Radfahrer sogar 25 Euro zahlen, wenn sie außerhalb der erlaubten Zeiten durch die Fußgängerzone fahren", erklärt der Beamte. Denn Beschwerden gebe es auf dem Kommissariat nicht allein wegen der Scooter, sondern auch wegen Radfahrer nachmittags in der Marktstraße.
Und was viele Eltern laut Stefan Klaus nicht wissen: Kleine Scooter mit einem Minimotor als Spielzeug für Kinder seien im öffentlichen Raum generell nicht zulässig. "Diese Spielzeug-Scooter haben keinen Versicherungsschutz und dürfen darum ausschließlich nur auf privaten Grundstücken gefahren werden", sagt Klaus.
Für Wirtschaftsförderer Timo Muchow besteht in vielen Fällen überhaupt keine Notwendigkeit für Scooter und Radler, unbedingt durch die Fußgängerzone zu fahren. "Wenn das Fahrtziel nicht in der Fußgängerzone liegt, etwa zum Einkaufen, dann gibt es genügend Parallelstraßen, um die Zone zu umfahren", betont Muchow. Wichtig sei es, ein Klima mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, "damit die Leute hier sicher und gerne einkaufen gehen."