Barsinghausen. Große Ehre für Maren Oelrich: Die 17-jährige Schülerin des Hannah-Arendt-Gymnasiums (HAG) wurde für ihre Arbeit beim renommierten Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten mit einem Förderpreis Niedersachsen ausgezeichnet. Unter dem Thema „Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“ hatte sie sich intensiv mit der Oder-Neiße-Grenze und der damit verbundenen Massenvertreibung im Jahr 1945 beschäftigt.
HAG-Schülerin gewinnt Förderpreis beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
Rund 6.720 Jugendliche aus ganz Deutschland beteiligten sich zwischen September 2024 und Februar 2025 an dem Wettbewerb. Aus insgesamt 2.289 eingereichten Beiträgen wählte die Körber-Stiftung, die den Wettbewerb organisiert, die Preisträger:innen aus. Marens 52-seitige Arbeit sticht dabei durch ihre persönliche und tiefgründige Herangehensweise hervor.
„Ich wollte da unbedingt mitmachen – da stand das Thema noch gar nicht fest“, erzählt Maren lachend. Bereits in der 10. Klasse hatte sie ihre Geschichtslehrerin Elena Wirausky kontaktiert und sich für den Wettbewerb angemeldet. Dass das Thema „Grenzen“ später eine so zentrale Rolle spielen würde, schreckte sie nicht ab – im Gegenteil: „Viele Grenzen sieht man im Alltag gar nicht oder sie werden zu wenig thematisiert.“
Die Auseinandersetzung mit der Oder-Neiße-Grenze wurde für Maren schnell zu einer persönlichen Spurensuche. Durch ein Ahnenbuch, das sie von ihrem Großvater erhielt, entdeckte sie die Fluchtgeschichte ihrer eigenen Familie. Besonders bewegend: Das Tagebuch ihrer Urgroßmutter Anneliese, das deren Erlebnisse während der Flucht aus Hinterpommern dokumentiert. Ergänzt durch Interviews mit Familienmitgliedern, historische Quellen, Fotografien und Karten entstand eine fundierte und zugleich berührende Arbeit.
„Grenzen wurden für mich plötzlich sehr real – nicht nur geographisch, sondern auch emotional“, sagt Maren. Mit drei kleinen Kindern floh ihre Urgroßmutter in Richtung Westen, ihr Großvater erkrankte schwer. Später kam noch die innerdeutsche Grenze hinzu: „Mein Opa durfte nach seiner Flucht aus der DDR nie wieder zurück, nicht einmal zur Beerdigung seiner Mutter“, berichtet Maren. Auch dies floss in ihre Arbeit mit ein – als konkrete, schmerzhafte Erfahrung einer weiteren Grenze.
Die Betreuung durch ihre Lehrerin Elena Wirausky erfolgte überwiegend digital. „Maren hat die Arbeit sehr eigenständig verfasst. Ich habe sie in meiner Elternzeit begleitet, aber letztlich fast nur die fertige Arbeit gesehen“, betont Wirausky.
Die Preisverleihung findet nach den Sommerferien im Niedersächsischen Landtag statt. Die Körber-Stiftung lobte die große Bandbreite und Tiefe der diesjährigen Beiträge. Sie zeigten, dass Grenzen mehr seien als bloße Trennlinien – sie wirkten auch als Orte der Begegnung, des Schutzes und der Überwindung.
Für Maren ist mit dem Wettbewerb noch lange nicht Schluss. Sie plant, die handschriftlichen Notizen und Artikel ihres Großvaters für die Pommersche Zeitung aufzuarbeiten: „Ich möchte den Vertriebenen eine Stimme geben und zur Aufklärung beitragen“, sagt sie entschlossen.
Mit ihrer preisgekrönten Arbeit hat Maren Oelrich bereits einen eindrucksvollen Beitrag dazu geleistet.