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Offener Brief anlässlich des Tötungsdeliktes in Hemmingen

Symbolbild. Quelle: PIxabay.

Hemmingen. Nach dem tragischen Tod einer jungen Frau am vergangenen Freitag und zwei weiteren Vorfällen in den vergangenen Wochen in Arnum hat die Stadt Hemmingen gemeinsam mit der Beratungsstelle Donna Clara einen offenen Brief veröffentlicht.

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Offener Brief anlässlich des Tötungsdeliktes in Hemmingen am  4. Juli - Hinschauen. Nicht schweigen. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an.
Im April dieses Jahres wurde eine junge Frau in Arnum beim Joggen von einem Mann überfallen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt aktuell wegen versuchter Tötung. Nur kurze Zeit später wurde eine Jugendliche in einem Arnumer Supermarkt durch einen Exhibitionisten sexuell belästigt. Letzten Freitag ist in Arnum eine 26-jährige Frau gewaltsam ums Leben gekommen. Die Ermittlungen laufen noch, Hintergründe und Motive der Tat sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Dennoch erschüttern uns diese Vorfälle zutiefst.
Unser tiefes Mitgefühl gilt den Opfern und den Angehörigen. Wir trauern mit allen, die die Verstorbene schmerzlich vermissen, die fassungslos zurückbleiben. Auch wenn wir noch nicht wissen, was genau geschehen ist, bleibt die Tatsache bestehen: Eine Frau wurde gewaltsam überfallen, eine zweite gar getötet – und wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen.
Wir möchten aus diesem Anlass deutlich machen: Gewalt gegen Frauen ist kein Randproblem. Sie ist alltägliche Realität für viele Frauen. Und sie endet viel zu oft tödlich.
Gewalt gegen Frauen beginnt nicht erst mit einem tödlichen Schlag. Sie beginnt mit Erniedrigung, Kontrolle, Einschüchterung und sie geschieht meist im Verborgenen. Jede dritte Frau in Deutschland erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexualisierte Gewalt. 938 Frauen und Mädchen sind laut dem Bundeskriminalamt in 2023 Opfer eines (versuchten) Tötungsdeliktes geworden. 360 davon mussten mit ihrem Leben dafür bezahlen – jeden Tag eine Frau. Die Zahl der Opfer Häuslicher Gewalt ohne Todesfolge ist in den letzten beiden Jahren angestiegen.
Auch wenn die Ermittlungen im aktuellen Fall noch andauern, ist für uns klar: Wir dürfen nicht erst handeln, wenn es zu spät ist.
Was wir brauchen, ist nicht nur Betroffenheit, sondern Handeln:
 Ein gesellschaftliches Klima des Hinsehens und Hinhörens.
ï‚· Eine Sprache, die Gewalt klar benennt und nicht verharmlost.
 Mehr Schutzräume und Beratungsangebote, mehr Aufklärung, mehr Verantwortung.
Wir fordern deshalb:
 den konsequenten Ausbau von Schutz- und Hilfsstrukturen für betroffene Frauen und ihre Kinder,
 eine stärkere Sensibilisierung von Institutionen und Öffentlichkeit,
 die öffentliche und politische Anerkennung, dass Gewalt gegen Frauen ein strukturelles Problem ist – kein Einzelfall.
Und wir appellieren an jede und jeden:
 Schauen Sie hin. Sprechen Sie an, was Ihnen auffällt.
ï‚· Glauben Sie Betroffenen. Holen Sie Hilfe.
ï‚· Wenn Sie selbst betroffen sind: Sie sind nicht allein. Nehmen Sie jederzeit Kontakt auf:
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016, www.hilfetelefon.de
Beratungsstelle Donna Clara: 0511 898 858 20, www.frauenzentrum-laatzen.de
Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Es ist ein gesellschaftliches Problem und wir alle tragen Verantwortung. Lassen Sie uns gemeinsam dafür einstehen, dass jede Frau ein Leben in Sicherheit und Würde führen kann.
Hemmingen, den 10.07.2025
Diana Sandvoß Nicole Waldmann Jan Dingeldey
Stadt Hemmingen Beratungsstelle Donna Clara Stadt Hemmingen
Gleichstellungsbeauftragte Geschäftsführerin Bürgermeister

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