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DLRG: Baywatch an der Ostsee

Alexander und Nico beim Wachdienst (Betreuerinnen Cäcilie und Beate im Hintergrund).

Gehrden / Empelde / Region.

In roter Einsatzkleidung weithin sichtbar sorgen die Rettungsschwimmer der DLRG-Ortsgruppen Empelde und Gehrden für Sicherheit beim Badespaß an der Ostsee. Fünf Rettungsschwimmer in Silber, 20 Kinder und Jugendliche und acht Betreuer haben sich in den Sommerferien auf den Weg gemacht, um in der Lübecker Bucht den Wasserrettungsdienst Küste zu unterstützen.

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ist die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt. Auch an der Lübecker Bucht wacht sie während der Sommersaison gut ausgerüstet an den Stränden über die Badegäste und Wassersportler. Sie leistet damit ehrenamtlich einen unverzichtbaren Dienst im Tourismus an der Nord- und Ostsee. Gut 50.000 Wachstunden kommen während einer Sommersaison in den Ostseeorten Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf, Neustadt in Holstein, Pelzerhaken und Rettin zusammen. Die Rettungsschwimmer kommen aus ganz Deutschland an die Lübecker Bucht gereist und setzen für ihr ehrenamtliches Engagement die eigenen Urlaubstage ein. Sie müssen mindestens 16 Jahre alt sein und im Besitz des Rettungsschwimmabzeichen in Silber. Die Mitglieder können sich dann über das Portal des Zentralen Wasserrettungsdienst – Küste in der Bundesgeschäftsstelle anmelden. Von dort wird dann der Einsatz tausender Rettungsschwimmer organisiert. Darüber hinaus gibt es dann noch DLRG Mitglieder, die als Bootsführer, Einsatzfahrer, Sanitäter, Taucher und Wachleiter in Scharbeutz im Einsatz sind.

Zwei Wochen lang wurden die offiziellen Wachgänger durch das Jugend-Einsatz-Team (JET) aus Empelde und Gehrden unterstützt. 20 Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 17 Jahren lernten auf diese Weise den aktiven Wasserrettungsdienst kennen, um dann später eigenständig daran teilzunehmen. „Seit Jahren organisieren wir diese Jugendfreizeit mit der Wache in Scharbeutz und in Kooperation der beiden Ortsgruppen Empelde und Gehrden“, stellt der Technische Leiter Udo Winzek-Ohlsen fest. „Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal zwei Wochen angeboten, mit einem wechselnden Betreuerteam, die sehr gut angenommen worden sind. Mit dem tollen Sommerwetter waren die diesjährigen Bedingungen besonders hervorragend.“

Der alltägliche Ablauf ist straff durchorganisiert. Nach dem Wecken um 7 Uhr schlüpfen alle in die rote Einsatzkleidung, packen ihre Einsatztaschen und sitzen um 8 Uhr draußen an den Frühstückstischen. Noch während des Frühstückens findet eine Stubenkontrolle statt und wehe dem, der das Bad nicht geputzt oder die Stube gefegt hat. Solche Nachlässigkeiten müssen dann sofort behoben werden, erst dann darf weiter gefrühstückt werden. Auf diese Weise aber wird das hübsche reetgedeckte DLRG-Vereinsheim gut in Schuss gehalten.

Um 9 Uhr ist Wachbesprechung und die Wachleiter geben die Turmbesetzung, Bootsbesatzungen und den Tagesplan bekannt. Zu diesem Zeitpunkt ist auch meist Peter Franz anwesend, der „Mister DLRG“ in Scharbeutz. Peter Franz ist Abschnittsleiter für Scharbeutz, Haffkrug und Sierksdorf und verantwortlich für den Wasserrettungsdienst der DLRG in diesem Bereich.

Vor mehr als zehn Jahren hat die DLRG OG Empelde den Kontakt hergestellt und wurde dann von Peter Franz nach Scharbeutz eingeladen. Er verkörpert die DLRG mit Leib und Seele und schaut zu, dass der „Laden“ vor Ort gut läuft, die Stimmung gut ist und die Einsatzfähigkeit immer gewährleistet ist. Nach der Wachbesprechung herrscht rege Aufbruchsstimmung. Mit allradgetriebenen Kleinfahrzeugen werden die Schlauchboote auf Trailern an den Strand transportiert. Die Wachmannschaften radeln flott zu ihren Einsatztürmen. Gut 40 Rettungsschwimmer bewachen dann auf 13 Türmen in Scharbeutz und auf zehn Türmen in Timmendorf die Strandabschnitte.

Das Jugendeinsatz-Team unterstützt die Wachgänger zusätzlich und lernt vor Ort die Gegebenheit der Küste und den Umgang mit der technischen Ausrüstung kennen. Die Hauptwache an der Seebrücke in Scharbeutz ist mit allen Türmen, den Bootsbesatzungen und den Einsatzfahrzeugen per Sprechfunk verbunden. Sie steuert die Einsätze, gibt Lageberichte weiter und koordiniert auch den Notfall-Einsatz auf See. Sollte tatsächlich eine Person in der Ostsee vermisst werden, so geht die Meldung an das Lagezentrum in Neustadt. Von dort werden dann der Rettungshubschrauber, die Boote der Wasserschutzpolizei, der Deutschen Seenot-Rettungsgesellschaft, der DLRG, der Küstenwache sowie alle Rettungsmannschaften am Strand angefordert, um die Suche nach den vermissten Personen aufzunehmen. Zum Glück passiert dies in der Saison äußerst selten und etliche Gefährdungen werden durch aufmerksame DLRG-Rettungsschwimmer schon im Vorfeld verhindert.

Ansonsten versorgen die Wachgänger am Strand kleine Blessuren, Wespenstiche und Reizungen durch Nesselquallen, helfen bei der Kindersuche und sorgen für Erste Hilfe am Strand. So waren dieses Jahr zum Beispiel die Betreuer des Jugendeinsatz-Teams gefordert, sich um einen Schlaganfall-Patienten am Strand zu kümmern und dafür zu sorgen, dass er mit dem DLRG-Fahrzeug den Rettungssanitätern übergeben werden konnte.

Vor Ort erhalten die offiziellen Rettungsschwimmer Kost und Logis und eine kleine Aufwandsentschädigung von fünf Euro täglich. Der eigentliche Lohn der Rettungsschwimmer ist das Wissen um die Wichtigkeit ihrer Aufgabe. „Wir retten Leben, wenn es darauf ankommt und sorgen für die Sicherheit am und im Wasser“, sagt Antonia (18 Jahre) Rettungsschwimmerin aus Empelde, „außerdem haben wir immer wieder vermisste Kinder am Strand mit ihren Eltern zusammengeführt. Wenn der Ostseestrand gut besucht ist wie in diesem Jahr, haben wir alle Hände voll zu tun.“ Am Abend rücken die Wachmannschaften vom Strand ab und kehren zur Unterkunft zurück. Dort müssen alle Ausrüstungsgegenstände abgegeben, gesäubert und getrocknet werden, bevor es dann die heißersehnte warme Mahlzeit gibt. In der abendlichen Freizeit wird gespielt, gechattet und an der Out-Door-Bar ausgiebig geklönt und getrunken. Dieses gesellige Zusammensein sorgt für ein Gemeinschaftsgefühl der DLRG-Rettungsschwimmer aus allen Bundesländern. Hier werden Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. Etliche Mitglieder verabreden sich Jahr für Jahr zu einem Wiedersehen in Scharbeutz und stimmen ihre Urlaubspläne miteinander ab.

„Der Jugend aus Empelde und Gehrden ist es in dieser Zeit gelungen, ein Team zu werden“, so Kai Stahn, Vorsitzender der DLRG Gehrden. „Unsere Zusammenarbeit wird durch diese Ferienaktion gestärkt und die Jugendlichen lernen sich untereinander kennen und nehmen aktiv am Rettungsdienst Küste teil. Wir sind immer wieder erstaunt, mit welcher Begeisterung unsere Jugendlichen im Einsatz sind.“

Außerdem arbeitet die DLRG auch bei touristischen Wassersportveranstaltungen eng mit der „Tourismus-Agentur Lübecker Bucht“ zusammen. So werden zum Beispiel der Mercedes-Benz SUP World Cup, die Travemünder Woche und andere Segelveranstaltungen durch DLRG-Einsatzkräfte am und im Wasser gesichert. Für diese wichtigen Einsätze wird die Arbeit der DLRG Scharbeutz dann finanziell unterstützt. Diese Wache in Scharbeutz ist eine der größten Wasserrettungsstationen in Deutschland und stellt in der Saison auch eine der größten dauerhaften Ansammlungen von Rettungsschwimmern in Deutschland dar.

„Die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer machen hier einen tollen Job und die DLRG tut ihr Bestes für die Wassersicherheit an deutschen Stränden“, äußert sich Udo Winzek-Ohlsen. „Wir unterstützten diese Arbeit auch mit unseren Bootsführern Jochen und Julia Meens sowie Christoph Diedrich. Unser Nachwuchs zwischen elf und 16 Jahren wird dadurch motiviert, auch eine wichtige Funktion in der DLRG zu erlernen und später auszuüben. Dafür opfern wir Betreuerinnen und Betreuer gerne unsere Freizeit, um diese wichtige Aufgabe der DLRG zu unterstützen.“