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Reichspogromnacht: Förderverein erinnert mit "Tag des Gedenkens"

Petra Wegner (rechts), 1. Vorsitzende des Fördervereins, und Peter Hertel, 2. Vorsitzender, legen mit der Superintendentin Antje Marklein an der Stele ein Blumengebinde nieder.

Ronnenberg.

"Antisemitismus ist Gotteslästerung": Mit diesem klaren Wort rief Antje Marklein, die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Ronnenberg, vor der Stele in Ronnenberg für die ermordeten und vertriebenen Ronnenberger Juden dazu auf, sich nicht von "abstrusen Gedanken verführen" zu lassen. Die "kalkulierten Provokation" des AfD-Bundesvorsitzenden, wonach "Hitler und die Nazis" nur ein Vogelschiss in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte" seien, müsse lautstarker Widerstand entgegengesetzt werden. "Wir erleben in den sozialen Medien, bei Twitter und Facebook antisemitische Kampagnen, die in der Anonymität mutig rausposaunt werden und sich in Lichtgeschwindigkeit verbreiten." Deshalb sei es heute wichtiger als in den vergangenen Jahren, in Zivilcourage "die kulturelle und religiöse Vielfalt unseres Landes als Schatz zu pflegen".

Die Superintendentin sprach zum Abschluss eines Gangs durch Ronnenberg, zu dem der Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg eingeladen hatte. Anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht, in der die Nationalsozialisten Synagogen angezündet, Juden gequält, gefoltert und ermordet haben, hatte der Förderverein am 8. November zu einem "Tag des Gedenkens" eingeladen. 19 Bürger besuchten die Häuser von fünf jüdischen Ronnenbergern, die damals verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert wurden.
Eine der Stationen des Rundgangs war der Jüdische Friedhof, der nach Berichten in der Reichpogromnacht geschändet wurde, wie Vorstandsmitglied Peter Hertel als Leiter des Gangs berichtete. Auf dem Friedhof, dessen erstes Grab aus dem Jahre 1846 stammt, sollen bald zwei Grabsteine gesetzt werden: einer davon für Siegmund Seligmann, den Vorsteher der Synagogengemeinde Ronnenberg.

In der abendlichen Kulturveranstaltung hob Hertel vor rund 50 Teilnehmern hervor, dass sich nach neuen Recherchen im heutigen Standesamtsgebäude der Stadt Ronnenberg, Velsterstraße 2, eine Synagoge befunden habe. Die Veranstaltung galt den fünf Ronnenberger Juden, die - um nicht ins KZ zu kommen - nach der Reichpogromnacht gezwungen waren, ihren Heimatort zu verlassen. Nach einer Irrfahrt auf dem Atlantik gelang drei von ihnen die Flucht in die USA, während zwei von den Nazi-Häschern nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden. Insgesamt waren 28 Juden seit 1933 in Ronnenberg gemeldet.

Peter Hertel und seine Frau Christiane Buddenberg-Hertel zeigten zahlreiche Gegenstände und Dokumente, die sie im Zusammenhang mit der Irrfahrt aus den USA und Brasilien mitgebracht haben. Die Schauspieler und ehemaligen NDR-Redakteure Hanna Legatis und Martin Kunze zitierten Gedichte von jüdischen Autoren und lasen Texte aus den Briefen und Dokumenten der fünf Ronnenberger vor.  Musikalisch umrahmt wurde die Kulturverstaltung von MIZWA, dem Ensemble der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover.