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Erster Stadtrat wird Bürgermeister in Rodenberg – Für con-nect.de schaut Thomas Wolf auf seine Zeit in Barsinghausen

Noch ist Thomas Wolf Erster Stadtrat in Barsinghausen. Ab November wird er Bürgermeister in Rodenberg sein.

Barsinghausen. Der Erste Stadtrat Thomas Wolf hat die Bürgermeisterwahl in Rodenberg gewonnen und wird Barsinghausen beruflich verlassen. Bürgermeister Henning Schünhof hat auf Anfrage die Situation bewertet, da Barsinghausen nun erneut eine Führungskraft im Rathaus fehlen wird, die es zu besetzen gilt. Außerdem hat con-nect.de Herrn Wolf um einen Rückblick auf seine Zeit im Barsinghäuser Rathaus gebeten.

 

„Ich sehe den Wahlsieg von Herrn Dr. Thomas Wolf mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Persönlich freue ich mich sehr für ihn", so Bürgermeister Schünhof, "Dieser doch recht deutliche Wahlsieg ist eine Bestätigung für seine Arbeit im Wahlkampf und seine fachliche Expertise, hierzu gratuliere ich ihm herzlich. Mit einem weinenden Auge muss ich allerdings im gleichen Atemzug feststellen, dass wir nun einen guten Ersten Stadtrat in Barsinghausen verlieren. Da der Wechsel ins Rodenberger Rathaus auf den 1. November terminiert ist, sofern Herr Dr. Wolf die Wahl annimmt, droht in Barsinghausen nun eine Vakanz auf dieser Stelle, da es in dieser kurzen Zeit unmöglich sein wird, einen geeigneten neuen Ersten Stadtrat oder eine neue Erste Stadträtin auszuwählen und dann auch in das Amt einzuführen. Hier gilt es nun, zügig Gespräche mit der Politik aufzunehmen, um das Verfahren schnell und gründlich vorzubereiten und dann auch durchzuführen. Die lange Zeit der Vakanz der Stelle des Stadtbaurats hat gezeigt, dass Interimslösungen nur bedingt funktionieren. Herrn Dr. Wolf wünsche ich viel Glück und immer ein glückliches Händchen in seinem neuen Wirkungskreis.“.

Thomas Wolf: "Meine Zeit als Erster Stadtrat in Barsinghausen - Ein Rückblick":

„Meine Zeit als Erster Stadtrat in Barsinghausen – Ein kurzer Rückblick Mein Wechsel zum Jahresbeginn 2017 nach Barsinghausen war zugleich mit einem großen persönlichen Umbruch verbunden. Den Job, die Stadt, das Heim, das soziale Umfeld – alles auf einmal zu wechseln, hatte ich mir damals leichter vorgestellt. Aber in Barsinghausen bin ich auf offene Menschen gestoßen, Ablehnung als Zugezogener habe ich in keinster Weise erfahren. Es gab einige Menschen, die sich ausdrücklich darum bemüht haben, mir Barsinghausen und alle seine Ortsteile näher zu bringen. Dafür bin ich heute noch sehr dankbar.

In der Verwaltung wechselte ich von einer großen Kreisverwaltung in eine kleinere Stadtverwaltung. Als Erster Stadtrat mit einem großen Dezernat von über 200 Mitarbeitenden kam der Führung und Leitung von Anfang an eine besondere Bedeutung zu. Das gilt umso mehr, als zum Beginn meiner Amtszeit die Leitung des Amtes für Kinderbetreuung noch lange Zeit vakant war und einen tiefen Einstieg in das Alltagsgeschäft erforderlich machte. Für das ganze Haus hat sich ein Thema bis heute durchgezogen: Die hohe Arbeitsverdichtung auf den einzelnen Arbeitsplätzen. Vor dem Hintergrund der stattgefundenen strengen Haushaltskonsolidierung in Barsinghausen, war der Umgang mit den Personalressourcen die größte Herausforderung. In jedem einzelnen Fall gilt es, zwischen der Notwendigkeit zusätzlichen Personals und den wirtschaftlichen Auswirkungen abzuwägen. Aber eines lässt sich festhalten: Das Klischee vom Kaffee trinkenden und ständig Pause machenden Beamten kann man für die Stadtverwaltung Barsinghausen getrost zu den Akten legen – um beim passenden Wortspiel zu bleiben.

Als Sozialdezernent oblag mir auch die Verantwortung für die Schulen. Ich bin froh, dass es in meiner Amtszeit gelungen ist, die politischen Weichen für die großen schulpolitischen Entscheidungen zu stellen. Der Neubau der Wilhelm-Stedler-Schule, die Sanierung des riesigen Schulzentrums am Spalterhals und der Erhalt der Bert-Brecht-Schule. An diesen Beispielen habe ich in der Auseinandersetzung über die Beschlussvorlagen noch viel über Kommunalpolitik lernen dürfen. Zuletzt habe ich diese Prozesse in einer Doppelfunktion als Schuldezernent und als Vertreter für die vakante Position des Stadtbaurats wahrgenommen. Das wäre ohne das tolle Team in der Schul- und Hochbauverwaltung nicht gelungen. Dafür an dieser Stelle mein herzlicher Dank.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Schaffung zusätzlicher Kita- und Krippenplätze in Barsinghausen. Schon 2017 habe ich mit der Initiative für mehr Kinderbetreuung in Barsinghausen (InKiB) ein entsprechendes Programm auf den Weg gebracht. In 2019 haben wir mit dem Kita-Nothilfeplan nochmal „einen draufgelegt“. Mit einer großen Kraftanstrengung konnten wir so innerhalb weniger Jahre bis zu 450 neue Krippen- und Kita-Plätze schaffen. Wer einmal die existenziellen Nöte einer Familie gesehen hat, die ohne einen Kita-Platz ihr Lebensmodell über den Haufen schmeißen muss, weiß, warum es sich lohnt, sich für dieses Thema so sehr einzusetzen. Auch hierfür gilt mein Dank an das Team der Bau- und Kita-Verwaltung für das tolle Miteinander.

Dabei haben wir uns stets über eine uneingeschränkte Unterstützung im Rat der Stadt Barsinghausen verlassen können. Überhaupt habe ich die Zusammenarbeit mit der Politik eigentlich immer als sehr konstruktiv empfunden. Unterschiedliche Auffassungen in der Sache wie etwa der Standort der neuen Wilhelm-Stedler-Schule oder zum Beispiel kontroverse Diskussionen zu straßenverkehrsrechtlichen Anordnungen haben jedenfalls nie die persönliche Beziehungsebene erreicht. Da ein solches gutes Miteinander von Politik und Verwaltung in Kommunen nicht selbstverständlich ist, bin ich den Fraktionen im Rat der Stadt Barsinghausen für ihren fairen Umgang mit mir in den letzten fünf Jahren durch aus dankbar.

In den letzten beiden Jahren war sicherlich die Coronakrise prägend für das gesamte Rathaus. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Marc Lahmann haben wir sehr schnell einen Krisenstab einberufen, in dem wir gemeinsam mit vielen Partnern die für Barsinghausen notwendigen Maßnahmen besprochen und abgestimmt haben. Das war nicht immer leicht. Gerade das Ordnungsamt hat hier an vorderster Front auf die Einhaltung der Coronaregeln achten müssen. Vor dieser Leistung der Kolleginnen und Kollegen während dieser schweren Zeit ziehe ich meinen Hut. Ein weiteres Highlight hat im Coronajahr leider gefehlt: Zusammen mit dem Ordnungsamt, der Polizei und der IG Stadtfest die große Sause in Barsinghausen zu organisieren, immerhin die zweitgrößte Veranstaltung in der Region Hannover, hat immer einen Riesenspaß gemacht. Aber auch im Rathaus selbst mussten wir Verwaltung „neu denken“. Der tägliche Umgang miteinander, Homeoffice und die dafür erforderliche IT. Das alles haben wir im Ablauf verändert und daraus auch für die Zukunft viel gelernt.

Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr stellte bei meinen Aufgaben etwas Besonderes dar, weil mit einem solchen großen „Apparat“ von ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden auch besondere Herausforderungen verbunden sind. Wenn auch die eine oder andere Jahreshauptversammlung durchaus etwas kürzer hätte ausfallen können, hat die Zusammenarbeit mit dem Stadtkommando immer großen Spaß gemacht. Feuerwehrhäuser zu planen und umzusetzen, die Rahmenbedingungen für den Übungsbetrieb zu klären oder zuletzt gemeinsam den neuen Brandschutzbedarfsplan zu erarbeiten, stets haben wir uns als Verwaltung und Stadtkommando konstruktiv ausgetauscht. Schließlich wachsen die persönlichen Beziehungen in einer solchen Zusammenarbeit dann auch gerne über den rein dienstlichen Austausch hinaus, und das empfinde ich wirklich als persönliche Bereicherung.

Neben den großen Projekten waren es aber auch die vielen kleineren Maßnahmen und Initiativen, die mir als Erster Stadtrat großen Spaß gemacht haben. Der Aufbau der Ehrenamtsstelle, die Arbeit mit dem Seniorenbüro oder auch dem Freiwilligenzentrum waren Dinge, die mir große Freude bereitet haben. Ein Weihnachtsfest mit Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft zu feiern oder das Zuckerfest an der KGS zu eröffnen, sind Erlebnisse, für die ich dankbar bin, sie erlebt zu haben. Es hat mir Spaß gemacht, den Präventionsrat strukturell und inhaltlich neu aufzubauen, nachdem er durch interne Streitigkeiten in eine Sackgasse geraten war. Die Geschicke der Alten Zeche als Aufsichtsratsvorsitzender mitgestalten zu dürfen, ist vor dem Hintergrund der historischen Bedeutung, die der Steinkohlebergbau im Deister für die Stadt Barsinghausen hat, einfach eine Supersache. Im Verein der Gemeindediakonie habe ich mich gerne in die Gremien eingebracht, weil die Pflegeversorgung der Menschen oder zuletzt die Sanierung des Anna-Forcke-Stifts einfach wichtige Themen für Barsinghausen sind. Im Vorstand der Marlis Ragge-Stiftung, heute Ragge-Grocholesky-Stiftung, konnte ich meine Expertise in die Gestaltung erheblicher Zustiftungen einbringen. Als Vorsitzender des Zweckverbands der Volkshochschule Calenberger Land durfte ich in den letzten Jahren die Möglichkeiten einer solchen Institution kennenlernen und gemeinsam mit der Geschäftsführung um Kersten Prasuhn weiterentwickeln.

Wenn ich das alles vor mir selbst Revue passieren lasse, bin ich selbst erstaunt, wie vielfältig meine Aufgaben als Erster Stadtrat in Barsinghausen gewesen sind. Das ist einfach ein Superjob! Es sind aber noch einige Baustellen offengeblieben, die ich gerne zu Ende gebracht hätte. Den Sportentwicklungsplan durfte ich gemeinsam mit dem Sportring Barsinghausen zwar auf den Weg, aber nun leider nicht mehr zu Ende bringen. Der Umbau des Bürgerbüros mit der Einführung der Behördennummer 115 liegt mir sehr am Herzen, weil ich mir davon eine erhebliche Erleichterung für die oben beschriebene Arbeitsverdichtung im Rathaus verspreche. Den Neubau des Jugendraums auf Klein Basche hätte ich gerne viel früher in Angriff genommen, um zu sehen, wie er von den Jugendlichen angenommen wird. Aber das wird wohl nun meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin obliegen. An Themen wird es nicht mangeln.

Unter dem Strich schaue ich gerne auf meine Zeit als Erster Stadtrat in Barsinghausen zurück. Die Aufgaben waren toll. Die Zusammenarbeit im Verwaltungsvorstand, allen voran mit dem damaligen Bürgermeister Marc Lahmann, hat immer super geklappt. Auch mit Henning Schünhof verbindet mich eine sehr freundschaftliche Beziehung, die ich im täglichen Miteinander sicher vermissen werde. Die Arbeit in einer Kommunalverwaltung funktioniert eben nur im Team und ohne die Mitarbeitenden im Rathaus kann auch ein Stadtrat allein wenig bewegen. Deswegen danke ich den Mitarbeitenden in der Verwaltung, vor allem „meinen Amtsleitern und Amtsleiterinnen“ für die stets konstruktive Zusammenarbeit und das freundliche Miteinander. Ich hoffe, Sie alle behalten mich in guter Erinnerung…“, so Thomas Wolf.


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