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Die Proteste gehen weiter: Bauern-Demo & Fridays for Future

Bei der letzten Treckersternfahrt nach Hannover sind rund 150 Bauern gemeinsam in Everloh gestartet.

Region.

´Land schafft Verbindung Deutschland` ruft zu Beginn der Internationalen Grünen Woche in Berlin erneut zu bundesweiten Protesten und Verbraucheraktionen am 17. Januar auf. Auch Hannover ist dabei: Nach einer Schlepper-Sternfahrt aus allen Richtungen in die Landeshauptstadt beginnt die zentrale Kundgebung um 12 Uhr auf dem Trammplatz vor dem Neuen Rathaus. Die Landwirte kämpfen für faire Rahmenbedingungen für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Landwirtschaft. Zeitgleich demonstriert Fridays for Future weltweit und in Hannovers Innenstadt. 

In den vergangenen Monaten hat die Initiative Land schafft Verbindung bereits mehrfach Landwirte in ganz Deutschland mobilisiert, um aus ihrer Sicht auf Missstände in der Agrarpolitik hinzuweisen. Anlass war die Vorstellung des Agrarpakets der Bundesregierung. Zu diesem nimmt Land schafft Verbindung Niedersachsen wie folgt Stellung:

Agrarpaket
"Das Agrarpaket gefährdet landwirtschaftliche Betriebe. Für die heute vielfach noch regional verankerte Landwirtschaft in unserem Bundesland und somit für viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft selbst, aber auch im vor- und nachgelagerten Bereich, stellt es eine ernstzunehmende Gefahr dar. Dabei darf nicht vergessen werden: Wir sind starke Partner der gesamten Wirtschaft im ländlichen Raum.  
Damit sehen wir eine Schwächung der immer wieder gesellschaftlich geforderten regionalen Lebensmittelproduktion. Der Lebensmittelimport wird steigen und zwar ohne Rücksicht auf ökologische und soziale Standards in den Herkunftsländern. Das ist weder in unserem Sinne, noch entspricht es den Wünschen der Verbraucher."

Düngeverordnung
"Wir wollen unserer Verantwortung für sauberes Grundwasser nachkommen. Die geplante, weitere Verschärfung der Düngeverordnung (DüVO) sehen wir als praxisfern, kontraproduktiv und in der Konsequenz sogar klimaschädlich, da Pflanzen gezielt eine Unterversorgung mit Nährstoffen erhalten sollen. Dies führt nachweislich zu einem Humusabbau im Boden. Ohne Humus können wir jedoch kein CO2 speichern." 

Bereits im Jahr 2017 habe eine Verschärfung der Düngeverordnung stattgefunden. Aufgrund des kurzen Zeitraums lägen aber noch keine gesicherten Erkenntnisse über deren Auswirkungen vor. Eine weitere Verschärfung zum jetzigen Zeitpunkt sei daher nicht nachvollziehbar. Zudem seien die Nachteile und Zielkonflikte nicht ausreichend dargelegt. Wenn es zum Beispiel längere Sperrzeiten bei der Ausbringung von Gülle gebe, stehe dies im Konflikt damit, dass keine Baugenehmigungen für Gülleläger erteilt würden. 

"Wir benötigen verlässliche, zumutbare und langfristige Rahmenbedingungen, da die geforderten Maßnahmen mit zum Teil erheblichen Investitionen verbunden sind und keine Planungssicherheit mehr gegeben ist. Wir benötigen eine jährliche und differenzierte Betrachtung nach Region oder sogar nach Einzelbetrieben (Binnendifferenzierung). Wir benötigen Transparenz und Nachvollziehbarkeit der geplanten Maßnahmen und deren Grundlagen. Wir benötigen sinnvolle Maßnahmen, die unter Umweltschutzaspekten nicht kontraproduktiv sind, wie z.B. das Andüngungsverbot von Zwischenfrüchten.
Wir wollen unseren Beitrag leisten, um Einträge von Nitrat aus der Landwirtschaft in unsere Gewässer zu vermeiden. Dazu müssen die getroffenen Maßnahmen allerdings praktikabel, umsetzbar und sinnvoll sein."

Handelsabkommen
"Das Mercosur-Handelsabkommen gefährdet durch Billigpreise importierter Waren die Versorgung mit sicheren, qualitativ hochwertigen und geprüften Lebensmitteln aus der Region. Wir fordern Verhandlungsgespräche zwischen Landwirten, den beiden Bundesministerinnen für Landwirtschaft sowie Umwelt, Julia Klöckner und Svenja Schulze, sowie den führenden und verantwortlichen NGO's. Wir sind für fairen Freihandel und Warenaustausch – aber nicht auf Kosten der Landwirte, egal ob in Deutschland oder Südamerika. Für Lebensmittelimporte nach Europa sollten europäische Standards gelten, denn nur so bleibt unsere Landwirtschaft wettbewerbsfähig. Mit der aktuellen Politik zerstören wir bäuerliche Existenzen und Naturräume auf der ganzen Welt.
 
Wir Landwirte in Niedersachsen tragen eine besondere Verantwortung für hochwertige und gesunde Nahrungsmittel, für unsere Region, für Insekten- und Naturschutz, für sauberes Grundwasser und eine klimaschonende Landwirtschaft. Bereits heute führen wir eine Vielzahl von Aktivitäten durch, um Tierwohl sowie Insekten- und Naturschutz nachhaltig und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterzuentwickeln. Und wir sind bereit, weitere Maßnahmen umzusetzen, wenn diese mit uns Praktikern besprochen werden, einen Nutzen für Insekten, Grundwasser, Tiere und unsere Böden stiften und unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stattfinden. Eine faire und verantwortungsvolle Landwirtschaft ist in Deutschland möglich, wenn alle Partner daran mitarbeiten. Wir Landwirte in Niedersachsen wollen das und sind bereit dazu."

Zum Protest der Fridays for Future-Bewegung folgt eine gesonderte Meldung, sobald nähere Informationen vorliegen. So viel steht fest: Am Freitag ist infolge der Demonstrationen mit Verkehrsbehinderungen auf den Zufahrtsstraßen und in der Innenstadt von Hannover zu rechnen.