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Ex-Neonazi Philip Schlaffer warnt: Extremisten dürfen nicht an die Macht kommen

Aussteiger: Der ehemalige Neonazi und Rockerpräsident Philip Schlaffer erzählt vor Zehntklässlern aus seinem Leben in der rechtsextremen Szene.

Barsinghausen. Er gehörte früher zu den führenden Köpfen der Neonazi-Szene und des kriminelle Rockermilieus, galt für das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommerns gar als "Staatsfeind Nummer 1" - heute wendet sich Philip Schlaffer vehement gegen Hass und Gewalt. Als Buchautor und Youtuber will der 45-Jährige über die Gefahren des rechten Extremismus aufklären, deren Teil er selbst noch bis vor wenigen Jahren war. Vor Zehntklässlern der KGS-Goetheschule und des Hannah-Arendt-Gymnasiums macht Schlaffer am Montag deutlich: "Die Demokratie muss sich wehren, Extremisten dürfen nicht an die Macht kommen"..

Philip Schlaffer erzählt den Jugendlichen ruhig und ungeschminkt seine Lebensgeschichte: Wie er eine glückliche Kindheit hatte, als typisches Bolzplatz-Kind im beschaulichen Stockelsdorf bei Lübeck aufwuchs. Wie er dann jedoch nach einem vierjährigen England-Aufenthalt mit seiner Familie und der Rückkehr nach Deutschland plötzlich mit 14 Jahren den Halt verlor. Dieser erneute Bruch im Leben habe ihn aus der Bahn geworfen und immer mehr Wut im Innern anstauen lassen.

Er freundete sich mit anderen Außenseitern an, gemeinsam hörten sie Rechtsrock: "Wir wollten nicht mehr dazugehören. In der Schule habe ich gelernt zu hassen. Und als Neonazi konnte ich alle und alles hassen", erklärte der gebürtige Lübecker. Schnell, sehr schnell, habe er sich "hochradikalisiert". Es gab viel Streit, viel Polizei, und noch mehr Gewalt.

"In eurem Alter habe ich mich damals schon als Neonazi bezeichnet", macht Schlaffer den Jugendlichen deutlich. Als Teil einer rechtsextremen Kameradschaft, die ganz klar zwischen Freund und Feind unterscheidet, habe er sich akzeptiert und aufgehoben gefühlt. Und: "Hass in die Köpfe einzupflanzen, das ist gar nicht so schwer."

Später steigt Philip Schlaffer in die kriminelle Rockerszene ein, wird Präsident der schließlich verbotenen "Schwarzen Schar". Erlebnisse im Zusammenhang mit dieser gewalttätigen Rockergang sowie eine Gefängnisstrafe bringen Schlaffer zum Ausstieg aus der rechten und kriminellen Szene. "Das ist keine Spaßwelt. Diese Leute sind bewaffnet", macht der 45-Jährige deutlich.

Anschließend absolviert er eine Ausbildung zum Anti-Gewalt-Trainer setzt sich unter anderem im Rahmen von Schulbesuchen gegen den Rechtsextremismus ein. Solche Besuche führten Schlaffer bereits vor einigen Monaten nach Barsinghausen an die KGS zu den 9. und 10. Haupt- und Realschulklassen - gesponsert von der Friedrich-Naumann-Stiftung. "Wenn Philip Schlaffer hier aus seiner eigenen Biografie erzählt und Situationen schildert - das ist beeindruckend und holt die Jugendlichen direkt ab", sagt René Ehrhard, Leiter der KGS-Goetheschule.