Barsinghausen.
„Also was hier passiert, ist einfach wichtig. Hier wird viel aufgefangen, was sonst auf die Gesellschaft zukommen würde“. Peter Messing, Vorsitzender der SPD-Fraktion, ist angetan von der Arbeit im Kinderheim Waldhof. Die Mitglieder der SPD sind im Waldhof vorbeigekommen, um sich die Arbeit einmal aus erster Hand zeigen zulassen.
Pädagogikleiter Derk Wiebe und Verwaltungsleiter Matthias Brüchert haben die SPD Fraktion empfangen und stehen nun gemeinsam am „Mittelpunkt“. Es ist nicht wirklich der Mittelpunkt der Anlage, aber ein guter Sammelpunkt. In den umliegenden Gebäuden ist Platz für 63 stationäre Plätze. Es gibt eine Jugendgruppe und eine Kinder- und Jugendgruppe, zwei Tagesgruppen und betreutes Wohnen mit jeweils sieben bis zehn Plätzen. Hinzu kommen noch zwei Gebäude für die Inobhutnahme. Hier bringt das Jugendamt Kinder und Jugendliche, die aus verschiedensten Gründen nicht zuhause bleiben können. 24 Plätze gibt es in zwei Häusern.
„Wir bekommen jeden Tag ein Kind, heute waren es sogar zwei,“ erklärt Derk Wiebe. Jedes Kind bekommt ein eigenes Zimmer. Am runden „Mittelpunkt“ befinden sich Schilder. Sie zeigen an, in welcher Richtung und Entfernung sich die Büros der 2. Chance befinden. Bei der 2. Chance kümmern sich Pädagogen gezielt um Schulabbrecher in der Region. Der Waldhof steht in gutem Kontakt mit den Schulen in Barsinghausen, um Schulverweigerern Hilfe anbieten zu können.
Der Waldhof wird durch die Region finanziert. Um die vielen Jugendlichen unterzubringen und entsprechend pädagogisch zu betreuen ist viel Geld nötig. Rund zehn Millionen Euro zahlt die Region Hannover jährlich. Darin enthalten sind auch die Gehälter der etwa 130 Mitarbeiter. Circa 35 Pädagogen, aber auch Hausverwalter, Verwaltung und Familienhelfer gehören zum Team. Dieses Team hatte 2018 mit 170 Mitarbeitern seinen Höchststand, als die Flüchtlingswelle auch Barsinghausen erreichte. „Es war nicht leicht und sicherlich nicht alles gut, aber auch nicht schlecht“, erinnert sich Wiebe. Der Waldhof ist die Zentrale Anlaufstelle der Region, wenn es um unbegleitete minderjährige Ausländer geht.
Damals war es notwendig, Betreuer neu einzuplanen. Das bedeutete, den Jugendlichen ihre geliebten Betreuer wegzunehmen. „Ich dachte, die steigen uns hier aufs Dach, doch die Kinder haben das mit viel Verständnis aufgenommen. Ich bin erstaunt, wie wenig Konflikte wir hatten, da bin ich richtig stolz auf unsere Kinder“, erklärt Wiebe.
Der Waldhof versucht den Kindern vieles zu bieten, doch wer sich komplett verweigert, dem kann der beste Pädagoge nicht helfen. Wiebe und Brüchert sind froh, dass es solche Fälle selten gibt. „Die Handwerker in der Stadt haben die Jugendlichen als Quelle für Auszubildende entdeckt. Auch das Fuchsbachtal hat schon viele unserer Jugendlichen ausgebildet“, freut sich Verwaltungsleiter Brüchert. Er fügt hinzu, dass der ein oder andere Geschäfteinhaber in Barsinghausen selbst einmal Bewohner des Waldhofs war.
Zu kämpfen hat das Kinderheim aber beim Fachpersonal. Der Job ist nicht immer leicht und läuft im Schichtdienst, da die Jugendlichen auch nachts betreut werden müssen. Auch die Inobhutnahme muss nachts besetzt sein. Dies wollen viele nicht, so fehlen auch hier Erzieher. Doch immer wieder froh sind die Leiter, wenn bei Festen alte Bewohner vorbeischauen, die auch schon in den Anfangsjahren dabei waren. Gut 60 Jahre ist die Eröffnung her.
„Barsinghausen kann stolz sein, dass es diese Einrichtung hat. Da darf man auch nicht immer auf die Region schimpfen, hier steckt sie richtig viel Geld in eine gute Sache, die hier oben am Deister fast geräuschlos passiert“, beschließt Peter Messing den Besuch der SPD Fraktion im Waldhof.