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Frauenberatungsstelle: 53 Prozent der Ratsuchenden haben häusliche Gewalt erlebt

Frauenberaterin Anne Vogt ( vorn, 2. von links) empfing die Gäste beim Tag der offenen Tür der AWO Frauenberatungsstelle. Mit dabei (vorn, von links): Gordon Braun, Vorstand der AWO Region Hannover, Barsinghausens Ortsbeauftragte Maria Hugo, Gleichstellungsbeauftragte Susanne Brandts und Ute Vesper, Leiterin des AWO Fachbereichs Frauen. Quelle: AWO-Hannover.

Barsinghausen. „Der Bedarf an Frauenberatung in Barsinghausen ist groß“, sagt AWO Frauenberaterin Anne Vogt. Dennoch stelle sie immer wieder fest, dass viele Menschen in Barsinghausen nichts von dem Angebot wissen. Aus diesem Grund hatte sie jetzt zu einem Tag der Offenen Tür in die Beratungsstelle der AWO Region Hannover an der Markstraße eingeladen, die es seit etwas mehr als drei Jahren gibt und zu gleichen Teilen von der Stadt Barsinghausen und der Region Hannover finanziert wird. .

Im vergangenen Jahr hat Vogt 206-mal beraten. Von den Ratsuchenden haben 53 Prozent häusliche Gewalt erlebt. „Wir wissen allerdings aus zahlreichen Studien, dass die Dunkelziffer weiterhin viel höher ist“, betonte die Frauenberaterin und nannte Zahlen: In Deutschland ist jede dritte Frau einmal in ihrem Leben von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen, 25 Prozent erleben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft, zwei von drei Frauen werden sexuell belästigt, 24 Prozent Opfer von Stalking und 42 Prozent erfahren psychische Gewalt.

Deshalb sei ein dauerhaftes, wohnortnahes und niedrigschwelliges Beratungsangebot auch so wichtig, sagte Ute Vesper, Leiterin des Fachbereichs Frauen bei der AWO Region Hannover. Für viele der Frauen sei es nämlich ein großer Schritt, sich Hilfe zu suchen - verbunden mit vielen Ängsten und Unsicherheiten. „Wenn eine Frau beispielsweise Kinder hat oder nicht mobil ist, dann ist es für sie schwieriger, eine Beratungsstelle in einem anderen Ort aufzusuchen“, so Vesper. Sie plädierte dafür, das Angebot weiter auszubauen - mit Öffnungszeiten an jedem Tag der Woche statt nur an drei Tagen. „Verlässliche Erreichbarkeit ist sehr wichtig.“

Auch für die Netzwerkarbeit sei eine präsente Beratungsstelle vor Ort von großer Bedeutung. Vogt lobte in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit im Kommunalen Präventionsrat und des Runden Tisches für Integration. „Wir sind sehr glücklich, dass der Rat im vergangenen Jahr parteiübergreifend beschlossen hat, die Frauenberatungsstelle unbefristet zu finanzieren“, sagte Barsinghausens Gleichstellungsbeauftragte Susanne Brandts, die den Tag der Offenen Tür ebenso wie andere Netzwerkpartnerinnen besucht hat. „Zum Glück herrscht bei diesem Thema Konsens in der Politik in Barsinghausen.“

Um die Beratungsstelle bekannter zu machen, sei auch eine konstante Öffentlichkeitsarbeit wichtig. „Laut aktuellen Erhebungen nutzen nur 20 Prozent der Frauen, die Gewalt erfahren, die bestehenden Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen“, erläuterte Vogt. Die AWO Frauenberaterin hat deshalb beispielsweise Infomaterial an die Ärzte in der Kommune verteilt - mit Erfolg: seitdem vermitteln viele Mediziner die Frauen an die Beratungsstelle.

Weitere Gründe, warum Frauen die AWO Beratung in den vergangenen Monaten aufgesucht haben, sind laut Vogt Scheidungen oder Trennungen und auch psychische Belastungen und Überforderungen gewesen. Die Ursachen für die Trennungen seien vielfältig - dazu gehörten unter anderem Streit um Geld oder die Erziehung der Kinder. „Ich könnte mir vorstellen, dass der Beratungsbedarf noch weiter steigt, falls die Zeiten wirtschaftlich schwieriger werden“, so die Gleichstellungsbeauftragte.