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Gedenkfeier in Barsinghausen: Welttrauertag statt Volkstrauertag?

Barsinghausen.

Rund 110 Personen haben sich am Barsinghäuser Rathaus auf den Weg gemacht, um der Toten und Opfer vergangener und aktueller Kriege anlässlich des Volkstrauertages am Ehrenmal zu gedenken. Das erste Wort haben Schüler der Goetheschule (KGS) und des Hannah-Arendt- Gymnasiums (HAG), dann spricht Bürgermeister Marc Lahmann vor der Kreuzniederlegung. Von allen gibt es kritische Töne. 

Man dürfe nicht Faschimus, Rassismus oder Sexismus den Platz überlassen, es gehe darum Verantwortung zu übernehmen und sich mit den Toten zu identifizieren. "Volkstrauertag. Das Volk trauert. Das Volk sind wir. Wir trauern um die Menschen, die alle den Krieg nicht wollten," heißt es wiederkehrend in einem von zwei Gedichten, die KGS- Schüler vortragen.

Die HAG- Schüler eines Philosophiekurses gehen noch weiter: Wer trauert heute überhaupt noch? Ist der Begriff "Volk" nicht zu altertümlich und belastet, um ihn bei einem solchen Gedenken zu verwenden? Sind wir nationalistisch, wenn wir um "unsere" Toten trauern, müsste man den Tag nicht besser in "Welttrauertag" umbenennen?. Es folgt der Appell zu handeln "im grundsätzlichen Vertrauen auf das Menschliche aller Menschen" (Hannah Arendt), dann eine Schweigeminute. 

Bürgermeister Marc Lahmann erinnert daran, dass es auch nach Einführung des Volkstrauertages im Jahr 1952 weiterhin Kriege und gewaltsame Auseinandersetzungen in Europa und der Welt gegeben hat und gibt: der Balkankrieg, die Auseinandersetzung in der Ukraine, der Syrienkonflikt inklusive Einmarsch der Türkei im Norden des Landes, das Attentat in Halle: "Wir gedenken heute all dieser Opfer" und "es gibt in Deutschland wieder Antisemitismus."

Lahmann dankt Organisationen wie der Siegfried Lehmann Stiftung und verschiedenen Flüchtlingsinititiaven, erinnert an die Städtepartnerschaften Barsinghausens: "Es ist gut, gegen den Krieg zu sein, aber es ist noch wichtiger etwas für den Frieden zu tun". Dann werden die Kränze am Ehrenmal abgelegt, wo die Fackelträger der Feuerwehr stehen. Zum Abschluss singen alle zusammen die Nationalhymne, krankheitsbedingt ohne die Vereinigte Sängerschaft.