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Keiner fühlt sich für überschwemmte Grundstücke verantwortlich – Anwohner leiden seit 5 Jahren

Foto: privat.

Barsinghausen/Hohenbostel. Es sollte ein Zuhause für die Familie werden, nach fünf Jahren sind die drei Familien aber völlig hilflos und fühlen sich von allen Seiten im Stich gelassen. Da die Zufahrtsstraße Eichenweg und eine Stichstraße nicht ausgebaut werden, fließt das Regenwasser ungehindert in die Häuser – verantwortlich dafür wollen weder Verkäufer noch die Stadtverwaltung sein. Diese stehen sich mittlerweile vor Gericht gegenüber. Eine Lösung für die Anwohner scheint zeitnah nicht möglich zu sein. Erschließungsträger hofft auf Gespräche..

„Es handelt sich um drei Grundstücke in Hohenbostel im Eichenweg. Da geht es um Hinterliegergrundstücke. Nach wie vor überschwemmen unsere Grundstücke und niemand fühlt sich verantwortlich. Wir sind absolut hilflos…“, kann eine Anwohnerin die letzten fünf Jahre nicht glauben. Die Anwohner richteten sich an Con-nect.de, um etwas Licht ins Dunkel zu bekommen. „Mit uns redet ja niemand“, klagt der Ehemann.

Zwischen Erschließungsträger und Stadtverwaltung herrscht Stillstand

2018 kauften die drei Familien die Grundstücke in Hohenbostel von der Aue Projektentwicklung. Zur Erschließung der Grundstücke wurde im Mai 2018 eine Baustraße (Schotterweg) eingerichtet. 2019 zogen die Anwohner in ihre Häuser. Die Zufahrtstraße vom Eichenweg gehört der Stadt Barsinghausen. Ein Zwischenstück den Anwohnern. Das Problem: Der Verkäufer ist Erschließungsträger und hat sich für den Ausbau verpflichtet. Die Stadtverwaltung nimmt die bisherigen Maßnahmen jedoch nicht ab – es herrscht Stillstand.

„Wir haben Angst vor jedem Regenschauer, denn das Wasser fließt vom Eichenweg direkt hier runter und an die Häuser“, so die Anwohner bei einem Besuch vor Ort, „Seit 5 Jahren läuft hier alles voll.“ Laut Anwohner habe ihnen die Stadt dazu geraten, Zisternen anzuschaffen. „Die von der Stadt geforderten Regenwasserzisternen auf unseren Grundstücken laufen voll mit Dreck und Schlamm, weil es nach wie vor kein Entwässerungssystem gibt und die Stadt beruft sich immer darauf, dass wir uns an den Verkäufer wenden sollen. Aber letztlich rührt sich keiner und Eigentümer der Zufahrt ist die Stadt.“ Zwar wurde vom Verkäufer ein Rohr für die Entwässerung verlegt, jedoch seien die Gullideckel weiterhin versiegelt und auch eine Beleuchtung gibt es noch immer nicht. Selbst ausbauen wollen und dürfen die Anwohner nicht.

Stadtverwaltung verweist auf Baumängel und Rechtsstreit

Auf Nachfrage von Con-nect.de bei der Stadtverwaltung heißt es von Michaela Klank, Leiterin des Bau- und Planungsamtes: „Der Stadt ist die Situation bekannt. Sie befindet sich in einem Rechtsstreit mit dem Erschließungsträger. Dieser hat sich vertraglich verpflichtet, die öffentliche Stichstraße und den anschließenden privaten Weg auszubauen. Der bisherige Ausbau erfolgte aus städtischer Sicht nicht mängelfrei.“ Um welche Mängel es sich genau handelt, möchte die Verwaltung nicht sagen, könne aber selbst erst tätig werden, wenn der Rechtsstreit beendet sei. „Die Klage hat die Auszahlung der Bürgschaften vom Verkäufer und darüber hinaus gehender Vorschüsse zum Ziel. Aufgrund eines laufenden Verfahrens vor dem Verwaltungsgericht werden wir uns nicht weiter zu der Angelegenheit äußern. Wir bitten dafür um Verständnis.“

Die Anwohner zeigen dafür nach fünf Jahren wenig Verständnis. Ein Anruf bei dem Verkäufer Matthias Wede, Aue Projektentwicklung, zeigte noch einmal auf, wie verfahren die Situation ist.

„Nie wieder mit der Kommune Barsinghausen.“

Der Verkäufer bestätigt den Erschließungsvertrag und auch die Hinterlegung der Bürgschaft sowie die Situation, dass die Stadtverwaltung die bisherigen Baumaßnahmen an der Entwässerung nicht abgenommen hat. „Wir dürfen nichts mehr machen und still ruht der See“, so Wede, „Die Stadt nennt uns die Mängel nicht. Wie sollen wir sie dann beheben?“ Beim Verkäufer herrscht großes Unverständnis. „Wir verlieren jeden Tag Geld durch die Sache, haben selbst eine Zisterne für 15.000 Euro unter der Straße verbaut. Wir sind lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass es immer Lösungen gibt – wenn miteinander kommuniziert wird. Doch von der Stadt Barsinghausen liegt uns nichts offizielles vor.“ Wede zeigt Verständnis für die Hilflosigkeit der Anwohner: „Wir fühlen uns ja auch verpflichtet zu bauen. Wir haben parallel sieben solcher Straßen woanders auch schon fertig, um Barsinghausen machen wir derzeit einen Bogen und haben keine weiteren Bauvorhaben dort angenommen.“

Alle müssten an einen Tisch

Seit Monaten habe die Aue Projektentwicklung nichts mehr von der Stadtverwaltung gehört, wolle nun aber über die Anwälte noch einmal Bewegung in die Sache bringen. „Das Beste wäre aber, wir kommen einfach alle an einen Tisch zusammen und suchen gemeinsam nach Lösungen. Die findet man unserer Erfahrung nach immer. Wenn es hilft, stimmen wir auch einem Schlichter beim Gespräch zu.“

Ob es zu Gesprächen zwischen Stadtverwaltung und Erschließungsträger kommen wird, um die möglichen Mängel abzuschaffen und nach fünf Jahren den Anwohnern eine Zuwegung und ein Entwässerungssystem zu bauen, bleibt abzuwarten. Mit Blick auf die vergangenen Jahre hoffen die Anwohner, dass es eine schnelle Lösung ohne jahrelangen Gerichtsstreit gibt. Auch ihnen sind für eigene Entwässerungsmaßnahmen auf den Grundstücken zusätzliche Kosten entstanden. Regelmäßig muss Regenwasser abgepumpt werden.

„Uns konnte auch niemand beantworten, wer für mögliche Unfälle auf der nicht weiter ausgebauten und nicht beleuchteten Baustraße verantwortlich wäre“, so einer der Anwohner, der selbst schon auf dem Schotterweg stürzte, „Schnee und Eis sind auf dem Schotter ja auch kaum zu beseitigen.“ Mittlerweile bekämen auch die Nachbarn die Auswirkungen zu spüren. „Mit jedem Regenguss tragen die Wassermassen teile der Nachbargrundstücke ab, die dann als Schlamm bei uns landen.“ „Alle haben immer Verständnis, aber wir sind nur noch hilflos.“ So die Anwohner. Auch wenn es weitere Kosten verursache, hätten die drei Anwohnerparteien nun Klage gegen die Stadt eingereicht, um endlich mal eine Lösung zu finden und ihr neues Zuhause zur Abwechslung auch mal genießen zu können.