Barsinghausen.
Erneut haben sich Barsinghäuser am Samstag zu einer Mahnwache gegen den Einmarsch der türkischen Truppen und gegen die Kriegsverbrechen im syrischen Gebiet der Kurden getroffen, dieses Mal vor der Klosterkirche.
Die 44 Teilnehmer brachten ihre Solidarität mit allen betroffenen Menschen im Kriegsgebiet zum Ausdruck. Kritisiert wurde sowohl das offizielle Berlin, das sich mit Kritik am türkischen Präsidenten Erdogan zurückhalte als auch der befristete Waffenstillstand, der den Krieg nicht aufhalten werde. „Die Türkei werde die Köpfe der Rebellen zerquetschen, sollten diese das Gebiet nicht innerhalb der vereinbarten Frist verlassen..“, sagte Erdogan. Sprache verrät – manche Teilnehmende bezeichneten Erdogan selbst als "Terroristen" und den US-Präsidenten Trump als "gemeingefährlichen Psychopathen" – mit Halluzinationen, Wahn, Realitätsverlust und Ich-Störungen - der auch für die Eskalation verantwortlich sei. In der Kritik standen ebenso wieder die Waffenverkäufe an den türkischen Staat - so durch die deutsche „Rheinmetall“, die auch im niedersächsischen Unterlüß Waffen produziere: " Profite und Wohlstand hier - auf Kosten der Menschen dort."
Amnesty berichtet: „Die türkischen Streitkräfte und verbündete syrische bewaffnete Gruppen haben während der Offensive in Nordostsyrien schwere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen begangen. Dazu gehören rechtswidrige Angriffe auf Wohngebiete, bei denen Zivilpersonen getötet und verwundet wurden. Die türkische Militäroffensive im Nordosten Syriens hat verheerende Auswirkungen auf das Leben der syrischen Zivilbevölkerung, die wieder einmal gezwungen wurde, aus ihren Häusern zu fliehen, und die in ständiger Angst vor wahllosen Bombardements, Entführungen und Tötungen lebt. Die türkischen Streitkräfte und ihre Verbündeten haben kalte Missachtung für das Leben der Zivilbevölkerung gezeigt und illegale tödliche Angriffe in Wohngebieten gestartet, bei denen Zivilisten getötet und verletzt wurden" (Kumi Naidoo, internationaler Generalsekretär von Amnesty International).
Die von ai gesammelten Informationen würden Beweise für wahllose Angriffe der türkischen Streitkräfte und verbündeter syrischer Kämpfer in Wohngebieten liefern; darunter Angriffe auf ein Haus, eine Bäckerei und eine Schule. Insbesondere seien auch die grausamen Details der kaltblütigen Erschießung der prominenten Rojava-Politikerin, Hevrin Khalaf, enthüllt worden: Mörder seien Mitglieder von Ahrar Al-Sharqiya, Teil der Syrian National Army (SNA) - radikal-islamistische syrische bewaffnete Gruppen, die von der Türkei ausgerüstet und bezahlt würden.
Die Teilnehmenden der Mahnwache waren sich einig, dass das aus den drei Kantonen Afrîn, Kobanê und Cizîrê, bestehende autonome, demokratisch-selbstverwaltete Gebiet Rojava überleben müsse. In der Vergangenheit sei es der IS mit Massakern, Hinrichtungen, Folter und Völkermord gewesen, der Rojava vernichten wollte – aber er sei erfolgreich durch die Selbstverteidigungseinheiten Rojavas (YPG) geschlagen worden, damals noch mit Unterstützung durch Deutschland und die USA. Nun komme es auf die internationale Solidarität und eine an den Menschenrechten orientierte Politik auch in Berlin an, diesen Krieg beenden zu lassen.