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Die Heimat mit anderen Augen sehen

Constanze Kanz fĂĽhrt eine Besuchergruppe

Bredenbeck.

Jeden Tag, auf dem Weg zur Arbeit, zum Supermarkt, beim Spaziergang, gehen und fahren wir an Orten vorbei, die wir seit Jahren, seit Jahrzehnten zu kennen glauben. Die alte Kirche, die schon immer im Kern des Heimatortes steht; ein alter Friedhof, eine stillgelegte Mühle, ein uralter Baum, ein Denkmal mitten im Wald. All diese Dinge sind für uns selbstverständlich, sie machen für uns Heimat aus – doch kennen wir wirklich alle Geheimnisse, die diese Orte bergen?

Auch für Constanze Kanz war ihre Wahlheimat Bredenbeck lange Jahre alles andere als geheimnisvoll. 1990 war Kanz mit ihrer Familie von München an den Deister gezogen. Sie kannte die Wälder, die Berge, einige Kirchen und Rittergüter in der Region, sie kannte die Orte und die zugehörigen Straßennamen. „Doch so richtig begann ich erst Jahre später, mich heimisch zu fühlen“, sagt sie – 1999 nämlich, als sie per Zufall in der Zeitung einen Artikel über eine Gästeführerin aus Barsinghausen las.

Kanz’ jüngste Tochter war damals gerade eingeschult worden, sie selbst hatte neben der Familie wieder mehr Zeit, sehnte sich nach einer Aufgabe. In dem Zeitungsartikel erfuhr sie von einer Ausbildung zur Gästeführerin – „da hatte ich diese Schnapsidee“, sagt Kanz: „Warum soll ich nicht selbst Gäste durch das Calenberger Land führen?“ Die damals 39-Jährige absolvierte die Ausbildung zur Gästeführerin und wurde Teil des Arbeitskreises „Gästeführung im Calenberger Land“. Über die Jahre erweiterte sich ihr Repertoire stetig, inzwischen führt sie Besuchergruppen auf den „Kalimandscharo“ in Ronnenberg und informiert über die Geschichte der Halde und ihre Renaturierung, lässt Gäste das Kloster Wennigsen bei Kerzenschein erleben, geht mit ihren Besuchern auf Entdeckertour im Deister – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. „Ich habe in meiner Zeit als Gästeführerin viele Orte kennengelernt, an denen ich in den neun Jahren zuvor immer blind vorbeigelaufen bin“, sagt Kanz. „Seitdem gehe ich mit ganz anderen Augen durch die Heimat.“

Seit 2006 bildet Constanze Kanz in Kooperation mit der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) selbst Gästeführerinnen und Gästeführer aus. Im Frühjahr 2018 startet ein neuer Qualifizierungskurs: Zwischen Februar und August werden in rund 140 Unterrichtsstunden Grundlagen zu Aufbau, Organisation und Grundtechniken einer Führung sowie reichlich Fachwissen vermittelt. 16 Experten geben ihr Wissen aus Bereichen wie Baustilkunde, Landwirtschaft, Landes-, Siedlungs- und Kirchengeschichte weiter, hinzu kommen ein zweitägiger Rhetorikkurs sowie Exkursionen. Am Ende des Kurses steht eine erste eigene Führung an – und nach erfolgreicher Ausbildung werden die Gästeführerinnen und Gästeführer nicht nur in den Arbeitskreis „Gästeführung im Calenberger Land“ aufgenommen, sie dürfen auch eigene Führungen im „Calenberger Landsommer“ anbieten, der mit einer Auflage von 10000 Stück erscheint.

„Willkommen ist jeder, der sich für seine Heimat interessiert, begeistert – und diese Begeisterung mit anderen teilen möchte“, sagt Constanze Kanz. „Wir wollen nicht nur Daten und Fakten vermitteln, sondern unsere Gäste erleben und miterleben lassen.“ Die Kosten für den Qualifizierungskurs betragen 580 Euro pro Teilnehmer, die Ausbildung wird großzügig gefördert durch die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft. Anmeldung bis zum 21. Dezember und weitere Informationen bei: Constanze Kanz, constanze.kanz@gmail.com, Telefon: 0176-61201738