Region. Die Wiederansiedlung des Wolfs in Niedersachsen ist zweifellos ein Erfolg des Naturschutzes. Seit über zehn Jahren ist die Tierart hier wieder heimisch, mittlerweile leben zwischen Ems und Elbe rund 500 Wölfe, aufgeteilt in 44 Rudel, ein Paar und vier Einzelwölfe. Das entspricht in etwa der Population in Norwegen und Schweden zusammen. Niedersachsen ist damit das am intensivsten betroffene Bundesland..
„Wir haben in Niedersachsen inzwischen so viele Wölfe, dass der Arterhalt nicht mehr gefährdet ist“, erklärt Grant Hendrik Tonne, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Dies zeige unter anderem die modellbasierte Populationsstudie der Naturschutzbehörde NLWKN. „Das ist aus Sicht der Artenvielfalt natürlich einerseits eine erfreuliche Entwicklung. Andererseits bringt die hohe Zahl an Tieren erhebliche Probleme mit sich: Landwirte und Weidetierhalter sind zunehmend mit wirtschaftlichen Belastungen durch Wolfsrisse konfrontiert. Empfohlene Schutzmaßnahmen können aufgrund von örtlichen Gegebenheiten und Vorgaben nicht flächendeckend umgesetzt werden. Insbesondere der Küstenschutz ist vielerorts ernsthaft in Gefahr, da immer weniger Weidetiere die Deiche pflegen und verdichten.“
„Als SPD-Landtagsfraktion sehen wir uns in der Verantwortung, einen nachhaltigen und rationalen Umgang mit dem Wolf aufzuzeigen. Das haben wir mit unserem Positionspapier getan“, sagt Tonne. „Hierin erkennen wir den Wolf als natürlichen Teil der heimischen Fauna in Niedersachsen an und skizzieren zugleich einen Weg zum vernünftigen regionalen Bestandsmanagement. Die bisherigen rechtlich möglichen Antworten sind auf dem Stand von vor zehn Jahren stehen geblieben, das ist schlicht nicht mehr aktuell. Populistische und unrealistische Scheinlösungen wie die Ausrottung des Wolfes, großflächige Zaunanlagen im ganzen Land oder das schlichte Verneinen des Problems helfen niemandem weiter.“
„Stattdessen brauchen wir im EU-Recht klare Regelungen, die uns ein regionales Bestandsmanagement ermöglichen. Für Niedersachsen sind das insbesondere die Gebiete des Küsten- und Deichschutzes und die Lüneburger Heide. Aktuelle Signale der EU-Kommission scheinen in die richtige Richtung zu gehen. Jetzt muss dort aber auch endlich gehandelt werden. Die Bundesregierung muss in Brüssel Druck machen und einen zeitlichen Rahmen zur Umsetzung abstecken. Niedersachsen wird seinen Beitrag ebenso leisten“, so der Fraktionsvorsitzende.
Der Wolf muss als weniger bedrohte Tierart eingestuft und der Erhaltungszustand häufiger als bislang alle sechs Jahre ermittelt werden. In weiteren Schritten fordert das Papier einen umfassenden Vergleich aller nationalen Regelungen in der EU, um weitere passende Maßnahmen zu identifizieren und ein transparentes Vorgehen sicherzustellen. Zusätzlich muss die Entnahme von Problemwölfen oder in temporären Brennpunkten von Wolfsangriffen schon jetzt einfacher ermöglicht werden. Hier kann der Bund mit der Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes die Grundlage legen.
„Wir brauchen dringend eine ausgewogene und lösungsorientierte Herangehensweise an die Wolfsproblematik, die den Schutz des Wolfs, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und die Belange der Landwirtschaft in Einklang bringt. Ein Staat muss handlungsfähig sein, wenn Probleme identifiziert werden. Ein regionales Bestandsmanagement, zügige Entnahme von Problemwölfen und die unbürokratische Auszahlung von Geldern für Schutzmaßnahmen sowie der Ausgleich von entstandenen Schäden – so lautet unsere Antwort. Hierzu leistet unser Positionspapier einen konstruktiven Beitrag“, fasst Tonne zusammen.