Anzeige

20 Jahre Forensische Psychiatrie in Wunstorf

Jubiläumstagung: Andreas Tänzer, Hannelore Ehrenreich, Schäfer und Marcel Sieberer (von links).

Region.

„Neue Erkenntnisse?!“ lautete der Titel einer hochkarätig besetzten Fachtagung aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der KRH Psychiatrie Wunstorf. In der von Chefarzt Andreas Tänzer geleiteten Forensischen Klinik mit 100 stationären Behandlungsplätzen und einer Institutsambulanz werden Patienten behandelt, die in Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung erhebliche Straftaten begangen haben und vom Gericht in den Maßregelvollzug eingewiesen sind. Die Institutsambulanz bietet eine spezialisierte forensische Nachsorge. 

Der Ärztliche Direktor der KRH Psychiatrie, Marcel Sieberer, bedankte sich beim Team der Forensischen Klinik für deren hervorragende Arbeit. Die Forensische Klinik arbeite im Spannungsfeld „widersprüchlicher gesellschaftlicher Erwartungen“, die Patienten seien als psychisch Kranke und Straftäter doppelt stigmatisiert. Die Fachklinik sei ein Kind der Sozialpsychiatrie, sagte Chefarzt Tänzer zur Begrüßung und wies auf die enge Vernetzung mit dem sozialpsychiatrischen Verbund der Region Hannover hin, auf die man stolz sei. Die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen hätten sich in den letzten Jahren gewandelt, stellte Tänzer fest. Sicherheit könne weiterhin vor allem durch eine differenzierte therapeutische Ausrichtung des Maßregelvollzuges, die zu wirksamen Verhaltensänderungen bei den Patienten führt, gewährleistet werden.

Gastreferentin Hannelore Ehrenreich vom Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin in Göttingen stellte bei der Tagung im mit rund 150 Teilnehmern voll besetzen Sozialzentrum eine Studie vor, die Ursachen und Auslöser schizophrener Erkrankungen erforscht. Die Studie weise auf eine Verbindung von in der Jugend erlebten extremen Umweltfaktoren zu späterem gewältigen und kriminellem Verhalten hin. Faktoren wie Leben in der Großstadt, körperlicher oder sexueller Missbrauch, Migrationserfahrungen, Cannabiskonsum oder problematischer Alkoholgebrauch während der Jugend könnten zu einem extrem hohen Risiko führen, sich als Erwachsener gewalttätig zu verhalten, betonte Ehrenreich. Im Rahmen der Studie seien seit 2004 bislang Daten von 2.000 Patienten ausgewertet worden.