Wennigsen. Alle drei Jahre findet in Wennigsen das Historische Freischießen statt. 2026 ist es wieder soweit: Vom 20. bis 23. Juni wird gefeiert. Die ersten Vorbereitungen laufen bereits, und die rund 150 aktiven Mitglieder treffen sich am 3. Mai 2026 zum traditionellen Losmachen. Bei dieser feierlichen Eröffnung gründet sich die Schützengesellschaft nach drei Jahren Pause neu, die Posten der Stabs-/Offiziere werden vergeben und die drei Garden aufgestellt. Schon im April ziehen die vier Schaffer los, um erste Spenden im Ort für das Fest zu sammeln..
Ursprung des Wennigser Freischießens
Das Wennigser Freischießen hat seine Wurzeln vermutlich im 16. Jahrhundert und geht auf militärische Reformen des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel zurück – auch wenn sich die genaue Entstehungsgeschichte in Wennigsen nicht belegen lässt. Herzog Julius erkannte damals die Bedeutung des Schießpulvers und führte Schützenfeste ein, um Bürger und Bauern im Umgang mit Feuerwaffen auszubilden.
Wer beim Schießen erfolgreich war, konnte sich von Abgaben „freischießen“ – daher der Name Freischießen.
Aus den militärischen Übungen entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Volksfest mit Wettkämpfen, Musik und Geselligkeit. Während in vielen Nachbarorten das Freischießen verschwand, blieb die Tradition in Wennigsen lebendig. Heute steht sie vor allem für Gemeinschaft und Zusammenhalt – ein Symbol gelebter Dorfgemeinschaft, das bis in die Zeit der Welfen zurückreicht.
„Schon jetzt freuen sich die Aktiven auf das Fest und man spürt bei den ersten Treffen dieses Kribbeln bei den Leuten“, berichtet Eckhard Rogge, der beim Freischießen als Kommandierender General auftreten wird. „Wir sind kein Verein mit wöchentlichen Pflichten – nach fast drei Jahren Pause wollen jetzt alle wieder voll dabei sein.“ Besonders schön sei, dass der gesamte Ort vier Tage lang zusammenrückt und fast alle mitmachen, so Rogge weiter.
Die Vorbereitungen laufen
Auch der Wennigser Festplatz wird wieder auf Vordermann gebracht. Bereits beim letzten Fest wurde der Platz vergrößert und an die Kanalisation angeschlossen, um die Menschenmengen zu bewältigen. Derzeit werden Wasserversorgung und Elektronik überarbeitet. Mit René Arendt steht auch der Festwirt bereits fest. Auf dem traditionellen Schinkenklopperball, der stets im Herbst vor dem Freischießen stattfindet, wurde vieles schon vorbesprochen: „Wir haben geprüft, ob die Uniformen noch passen. Sie sind sehr teuer und werden gegen eine Leihgebühr ausgegeben. Mit dieser Gebühr halten wir die bis zu 700 Euro teuren Uniformen in Schuss“, so Rogge.
Seit Januar laufen erste Vorbereitungen, Aufgaben werden verteilt und die Kanone muss noch zum Beschuss- und Eichamt nach Suhl gebracht werden. Aktuell sucht man zudem einen Schneider, der die Uniformen ausbessern kann.
Durch die Spenden der Schaffer soll der Eintritt ins Festzelt kostenlos bleiben. „Jeder im Ort soll einfach dabei sein und mitfeiern“, betont Rogge.
Ablauf des Historischen Freischießens 2026
Samstag, 20. Juni 2026:
Um 18 Uhr ertönen die Glockenschläge, sechs Böllerschüsse werden abgegeben und die Parade vom Schützenhof zur Festwiese beginnt. Zuvor findet eine Generalprobe in Zivil statt und frisches Birkengrün für die Dekoration des Ortes wird aus dem Wald geholt.
Sonntag, 21. Juni 2026:
Bereits um 6 Uhr beziehen die Wachen der Offiziere ihre Posten und werden bis Mittag bei den Hausherren bewirtet. Ab 13 Uhr sammeln sich alle Teilnehmer, bevor um 14.30 Uhr die Schützenkette vom Bürgermeister an den Schützenkönig übergeben wird. Um 15 Uhr startet dann der große Festumzug durch Wennigsen.
Montag und Dienstag, 22. und 23. Juni 2026:
Diese Tage stehen im Zeichen der Dankbarkeit. Die Schaffer bedanken sich mit einer Abordnung von rund 50 Personen bei allen Spendern. Dabei werden alle Unterstützer namentlich verlesen und die Fahnen werden vor den Häusern geschwenkt. „Es ist uns eine Ehre, uns auf diese Weise zu bedanken – ohne die Unterstützung der Bürger wäre das Fest nicht möglich“, erklärt Rogge.
Mittwoch, 24. Juni 2026:
Zum Abschluss wird die Schützenscheibe am Haus des neuen Schützenkönigs angebracht. Danach folgt das traditionelle Schinkenkloppen, bei dem in humorvoller Runde „Vergehen“ während des Festes mit einem Augenzwinkern geahndet werden.
„Es geht um den Spaß“, so Rogge lachend. „Die kleinen Strafen sind Spenden, mit denen der Schinkenklopperball finanziert wird – das gehört einfach dazu.“ Die Schützengesellschaft löst sich dann auf, um erst wieder zum nächsten Freischießen drei Jahre später zusammenzukommen.

