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Kunstkreis ehrt die besten Nachwuchsautoren

In einer Feierstunde wurden die Preisträger ausgezeichnet.

Laatzen / Region.

30 Beiträge wurden beim 7. Jugendschreibwettbewerb des Kunstkreises Laatzen eingereicht – drei mehr als im Vorjahr. Am Sonntag wurden die Sieger der Klassen 5 bis 8 und der Klassen 9 bis 13 geehrt. „Die eingesandten Beiträge zeigten alle eine sehr hohe Qualität“, sagte Monika Gorbuschin Jurymitglied und Vorsitzende des Laatzener Kunstkreises bei der Preisverleihung. Daher sei es für die Jury nicht leicht gewesen, sich für jeweils einen Beitrag als den Besten zu entscheiden. Doch schließlich wurden die Erstplatzierten unter dem Beifall der Gäste bekannt gegeben. Sie erhielten 100 Euro, 50 Euro und einen Buchgutschein über 30 Euro. Der Friedrich Pape-Preis war mit 50 Euro dotiert.

In den nächsten Tagen werden wir alle prämierten Beiträge veröffentlichen. Heute geht es mit dem 1. Platz der Klassen 5 bis 8 los (siehe unten).

Klasse 5-8:

1. Preis: „Wer räumt schon gerne auf?“ von Florian Elbrandt, Laatzen, Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium Hannover, Klasse 7

2. Preis: „Tierisch gut“, Luis Nickel, Wedemark, Gymnasium Mellendorf, Klasse 7d

3. Preis: „Licht und Dunkelheit“,Charlotte Möhring, Gymnasium Mellendorf, Klasse 8B    

Klasse 9-13:

1. Preis: „7.391.068.000 Menschen-doch wo bleibt die Menschlichkeit“, Sarah Demir, Hannover, Schillerschule Hannover, Klasse 10e 

2. Preis: „Die chemische Formel vom GlĂĽck“, Katharina Fliege, Wedemark, Gymnasium Mellendorf, Klasse 11 

3. Preis: „Die Erfindermesse“, Timon Renzelmann, Laatzen, Erich Kästner Gymnasium Laatzen, Klasse 12

Friedrich Pape-Preis: „Vorhang auf“, Julia Kopp, Hannover, Schillerschule Hannover, Klasse 10e

 

Wer räumt schon gerne auf?

von Florian Elbrandt


Tom saß in seinem Zimmer. Er war sauer – stinksauer. Er sollte nämlich aufräumen.
Schon bei dem Gedanken daran grauste es ihn. AuĂźerdem hatte er gerade eine super
Lego-Landschaft aufgebaut, aber wie immer steht das Beste im Weg. Könnten die Eltern
nicht einfach drum herum saugen? Er wĂĽrde dann auch darauf achten, dass das
Staubsauger-UngetĂĽm nicht wieder unkontrolliert Legosteine verschlingt...
„Und wenn nun jemand ganz anderes für mich das Aufräumen übernehmen würde?“,
grĂĽbelte Tom weiter. Seine Mutter hatte darauf bestanden, dass der FuĂźboden bis zum
Abend komplett in eine spielzeugfreie Zone mutierte. Ansonsten würde sie dabei „helfen“.
Und da Tom wusste, was das bedeutete, schied seine Mutter als Aufräumunterstützung
schon mal aus. „Aufräumunterstützung? Ein Roboter, genau!“, dachte Tom. Das war die
Idee! Nicht er würde aufräumen – er würde von nun an aufräumen lassen. Und zwar
genau nach seinen Vorstellungen und am besten noch mit anschlieĂźendem Wiederaufbau
der so sorgsam erstellten Spielwelten... „Genial!“, triumphierte Tom innerlich.
Gleich nach dem Mittagessen machte er sich mit seinem Bruder Anton daran, einen ersten
Entwurf für einen Aufräum-Roboter zu diskutieren. Anton war immer offen für Toms
Probleme und half ihm, wenn es darauf ankam. Jetzt aber hörte er fast nur zu, nickte,
runzelte die Stirn, stellte Fragen. Tom spĂĽrte, wie seine Begeisterung immer mehr von
Detailfragen, Materialanforderungen und Zeiteinschränkungen erstickt wurde. „Du bist
gemein!“, schrie er seinen erstaunten Bruder schließlich an. „Du willst mir gar nicht wirklich
helfen!“ Anton sah seinen kleinen Bruder fest an und sagte dann: „Doch, das will ich. Und
wenn es auch schwierig ist: Zusammen schaffen wir das! Allerdings werden wir nicht bis
heute Abend mit deinem Roboter fertig sein.“
Den benötigten zeitlichen Freiraum verschafften sich die Brüder, indem sie nun zunächst
einmal gemeinsam ihre Zimmer aufräumten: Erst das von Tom, dann das von Anton.
Dabei unterbrachen sie ihre Arbeit immer wieder, um sich Notizen und Skizzen zu
machen. Auch Teile, die sich vielleicht gut fĂĽr den Roboter nutzen lieĂźen, wurden beiseite
gelegt. Nach zwei Stunden saßen die Beiden zufrieden in Antons aufgeräumtem Zimmer
vor einer großen Kiste mit Material. „Das reicht aber noch nicht“, gab Tom zu bedenken.
„Ich wollte doch einen klugen Aufräum-Helfer, der mehr ist als eine reine Ansammlung von
Teilen.“ Und so beschlossen die Brüder, gleich am nächsten Tag zum Baumarkt und zum
Elektronik-Handel zu fahren und auch sonst Ausschau nach geeignetem Zubehör zu
halten.
In der folgenden Nacht hatte Tom einen aufwühlenden Traum von den Aufräumaktivitäten
seines selbst gebauten Roboters: Stolz und zufrieden war er nach einem entspannten
Wochenende zur Schule gegangen, denn sein Roboter hatte die letzten Tage alle lästigen
Aufräumpflichten für ihn erledigt. Zudem war dieser neue Gefährte wie ein neues, ganz
besonders tolles Spielzeug: Es machte so viel SpaĂź, ihm kleine Aufgaben zu geben und
ihn zu programmieren. Als er dann allerdings aus der Schule kam, empfing ihn seine
Mutter mit wütender Stimme: „Wenn ich deinen dummen Streich nicht rechtzeitig bemerkt
hätte, wäre der Tischtennisball jetzt kaputt! Eier schlägt man zwar auf – das ist aber etwas
ganz anderes als der Aufschlag beim Tischtennis. Wie kommst du darauf, die
Tischtennisbälle in den Eierkarton zu legen? Das war wirklich ein dummer Scherz!“ Tom
wusste nicht, was seine Mutter meinte. BedrĂĽckt begann er beim Tischdecken zu helfen.
Aber da wartete schon die nächste Überraschung: Der Schuhlöffel lag im Besteckkasten!
Als nächstes fehlte dann der Schneebesen, so dass es statt der von Tom so heiß
geliebten Pfannkuchen nur Spiegelei auf Toast zum Mittagessen gab. Erst am Abend fand der Vater den Schneebesen direkt neben der Schneeschaufel in der Garage. Die
GlĂĽhbirne aus Toms Zimmer fand er nach langer Suche im Obstkorb. Und als ihn die
Mutter dann auch noch fragte, ob er glaube, dass er um das Zähneputzen herum käme,
wenn er die Zahnpasta bei den Schuhputzsachen versteckte, dämmerte es Tom so
langsam: der Roboter! Na klar! Um seinen Verdacht zu bestätigen, schaltete er den
Roboter wieder ein und beobachtete genau, was passierte. Zunächst legte der Roboter
alle Anziehsachen ordentlich zusammen. Dann aber fand er eine geöffnete Packung
Schoko-Domino-Steine auf Toms Schreibtisch, die er sogleich im Spieleregal einsortierte.
Das reichte Tom. Er brachte den Roboter in die KĂĽche, wo die Mutter gerade den
Frühstückstisch für den nächsten Morgen eindeckte. Als Tom den Roboter wieder
einschaltete, schnappte sich der Roboter mit seinen Greifarmen die vier
FrĂĽhstĂĽcksbrettchen und platzierte sie beim Feuerholz neben dem Kamin. Entgeistert sah
die Mutter dem Treiben zu, dann begann sie zu lachen: „Ach deshalb waren die
Tischtennisbälle im Eierkarton und die Brillenputztücher neben der Klobrille.“ Doch dann
wurde sie wieder ernst: „Die Zeit, die du sonst zum Aufräumen brauchtest, kannst du nun
in diese neue Art der vorgezogenen Ostereiersuche investieren. Ich fĂĽrchte, dein Roboter
hat einen Programmierfehler!“
„Programmierfehler? Programmierfehler!“ Mit diesem Wort erwachte Tom aus seinem
merkwĂĽrdigen Traum. Es war sieben Uhr morgens, wenn er seinem Wecker glauben
konnte. Bald wĂĽrde er aufstehen mĂĽssen. Noch immer geisterte ihm dieses Wort durch
den Kopf. Moment mal – er konnte doch gar nicht programmieren! Wie solle er denn nur
eine halbwegs intelligente Robotersteuerung entwickeln können? Tom spürte, wie die
Verzweiflung in ihm aufstieg. Gab es denn nicht noch eine andere Möglichkeit, seine
Spiellandschaften zu retten? Er wünschte, er hätte einen Extra-Raum für seine
Legosteine. Aber das ging ja leider nicht. Gedankenverloren kurbelte er seine Jalousien
hoch. Da hatte Tom eine Idee.
Nach der Schule nahmen die BrĂĽder wie geplant den Umweg zum Baumarkt und lieĂźen
dabei das Elektronik-Geschäft links liegen. An ihrem Ziel warteten schon Mama und Papa
mit dem Auto auf sie. Sie besorgten die benötigten Bauteile und am Nachmittag folgte
dann eine große Bastelaktion der gesamten Familie. Es wurde gesägt, gebohrt,
gehämmert, geschraubt und getestet. Und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen
lassen: Von der Zimmerdecke baumelte eine fertige Zwischenebene. Feierlich baute Tom
ein kleines Legohaus auf ihr und zog sie an einem Seil hoch. Als man bequem unter der
Plattform hindurchgehen konnte, wickelte er das Seil um einen Haken und versah es mit
einem Knoten. Es war toll: Ganz viel Platz für seine Spielwelten und das Aufräumen
erledigte er von nun an per Flaschenzug…