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"Ronnenberger Synagoge" im heutigen Standesamt

Ronnenberg / Region.

19 Mitglieder des "Fördervereins der Gedenkstätte Ahlem", die weitgehend aus der Region Hannover stammen, haben am Sonntag Ronnenberg besucht, um sich vor Ort über die Ronnenberger Erinnerungsarbeit zu informieren. 

Mithilfe des Plans "Rundgang durch das Jüdische Ronnenberg", den der "Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg" im Jahre 2014 in Kooperation mit der Stadt Ronnenberg entwickelt hat und von dem die Teilnehmer je ein Exemplar erhielten, wurden sie zunächst über die Geschichte des Ronnenberger Judentums informiert.  Auf dem Rundgang durch den Ort besuchten sie acht ehemalige jüdische Häuser, den jüdischen Friedhof und das Denkmal für die ehemaligen Juden von Ronnenberg, die zwischen 1937 und 1939 von den Nationalsozialisten aus Ronnenberg vertrieben und zum Teil ermordet worden sind.

Unerwartet und umso eindrucksvoller nannten einige den Besuch und die Informationen in der evangelischen Michaeliskirche. Peter Hertel vom Ronnenberger Förderverein, der sie durch den Ort führte und sie unterrichtete, ließ sie in der Kirche um den Taufstein herum Platz nehmen. Dort sind angeblich im 17. Jahrhundert ein Frankfurter Rabbiner und im 19. Jahrhundert zwei prominente Juden aus Hannover im Geheimen durch Ronnenberger Superintendenten, deren Sprengel bis in die Neustadt vor Hannover reichte, getauft worden. Die deutschen Juden waren lange Zeit in den Rand der christlichen Gesellschaft gedrängt und konnten nicht aufsteigen. Die Taufe und der Übertritt in eine der christlichen Kirchen waren für sie sozusagen das "Eiintrittsbillet" in die Gesellschaft.

Vor dem einst jüdischen Gebäude des Ronnenberger Standesamtes von heute berichtete Hertel über die Synagogengemeinde Ronnenberg. In diesem Haus befand sich in einem großen Saal, der nach der Vertreibung der Juden in zwei Räume aufgeteilt wurde, der so genannte "Gebetssaal" der Synagogengemeinde.  Auf einer Reise, die Hertel und seine Frau, Christiane Buddenberg-Hertel, im August 2018 zu drei aus Ronnenberg vertriebenen jüdischen Familien in den USA unternommen haben, machten sie auf einem schriftlichen Dokument eine überraschende Entdeckung: die Ronnenberger Juden haben diese Räumlichkeit im Standesamt als ihre "Synagoge" genutzt und bezeichnet. Anstatt der üblichen Bezeichnung "Jüdischer Betsaal", wie es auch ein Hinweisschild vor dem Standesamt befindet, so erklärte Hertel unter Zustimmung der Gruppe, sei es exakter und allgemein verständlicher, in Zukunft von der "Ronnenberger Synagoge" zu sprechen.