Anzeige
Anzeige
Anzeige

Bundestagsabgeordneter besucht die Calenberger Backstube – Inhaber Oppenborn kritisiert Steuerwirrwarr

(v.l.): Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban (CDU) und Kai Oppenborn, Inhaber der Calenberger Backstube, packen gemeinsam in der Brotmanufaktur in Pattensen an.

Pattensen. Der Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban (CDU) hat die Brotmanufaktur der Calenberger Backstube in Pattensen besucht. Inhaber Kai Oppenborn empfing ihn früh morgens in der Backstube. Es ging sogleich ans Teigkneten und Brotbacken – doch auch für Gespräche über die Entwicklungen im Bäckerhandwerk war Zeit..

Um 5 Uhr startete Kuban in der Backstube und arbeitete bis 9:30 Uhr mit. Danach ging es noch in den Verkauf, bevor um 11 Uhr eine Pause eingelegt wurde. „Es ist nicht so leicht, wie man glaubt“, gestand Kuban mit einem Augenzwinkern. „Es braucht schon viel Erfahrung, um das richtige Fingerspitzengefühl für den Teig zu bekommen.“ Beeindruckt zeigte er sich von der Leidenschaft, mit der in der Brotmanufaktur gearbeitet werde – „und das trotz der Uhrzeit!“

Kuban erfuhr auch, wie sich das Berufsbild des Bäckers und Konditors in den letzten Jahren verändert hat. „Ja, es gibt eine Nachtschicht“, so Brotsommelier Kai Oppenborn. „Aber die meisten Mitarbeiter kommen gegen 6 Uhr. Wir produzieren nicht nur für den aktuellen Tag, sondern bereiten auch für die kommenden Tage vor.“ Manche Teigsorten profitieren von längeren Ruhezeiten. Digitalisierung und geschlossene Kühlketten ermöglichen heute ein anderes Arbeiten als früher. „Die Vorstellung, dass ein Bäcker nachts in einer kleinen, dunklen Backstube hockt, ist längst überholt“, sagt Oppenborn. Auch an den Wochenenden wird heute mit deutlich weniger Personal gearbeitet.

„Bei der Ausbildung nicht in den 80ern hängen bleiben“

Ein Herzensthema für Tilman Kuban ist die Ausbildung und die Frage, wie man junge Menschen für das Handwerk begeistern kann. Laut Oppenborn ist die Nachwuchsfrage zwar nicht dramatisch, aber seit Jahren angespannt: „Wir haben 20 Azubis im Betrieb – insgesamt sind im Unternehmen mindestens 26 Nationen vertreten. Ohne Zuwanderung aus dem Ausland wäre der Fachkräftemangel nicht zu bewältigen.“ Die Calenberger Backstube arbeitet daher mit einer Agentur zusammen, die junge Auszubildende aus Madagaskar vermittelt hat.

„Sprachlich ist das Arbeiten in der Backstube weniger ein Problem – aber bei Theorie und Prüfungen in der Berufsschule wird es schwierig.“ Um zu verhindern, dass Auszubildende frühzeitig scheitern, passen sich die Berufsschulen mit zusätzlichen Sprachkursen an. Oppenborn fordert: „Das Handwerk darf beim Thema Ausbildung nicht in den 1980ern stehen bleiben, sondern muss sich weiterentwickeln.“

Kuban ergänzt: „Ich will mit meiner Besuchsreihe ‚12 Tage, 12 Jobs‘ ehrliches Feedback aus der Industrie erfahren – und auch über Veränderungen in Ausbildungsberufen aufklären.“

„Manches ist leider einfach typisch deutsch“

Inhaber Kai Oppenborn nutzte den Besuch auch, um Sorgen der Branche direkt an den Bundestagsabgeordneten weiterzugeben. Die gestiegenen Energiepreise hätten sich zwar eingependelt – allerdings auf einem hohen Niveau. „Wenigstens sind die Preise jetzt stabil und steigen nicht täglich weiter.“

Ein weiteres Thema war die Sonntagsarbeit sowie die komplexe Steuerlandschaft im Verkauf. „Wenn das so weitergeht, müssen wir bald sechs Preisschilder an unsere Waren hängen“, kritisiert Oppenborn die unterschiedlichen Besteuerungen. Ein Beispiel: Die Mehrwertsteuer liegt bei 7 %, wenn Backwaren im Geschäft gegessen werden – und bei 19 %, wenn sie mitgenommen werden.

„Dann wird noch eine Einwegverpackungssteuer diskutiert, die dann aber von Kommune zu Kommune unterschiedlich ausfallen könnte. Wer soll denn im Alltag noch durchblicken, wenn dann für die Besteuerung sogar noch entscheidend ist, ob Einwegbesteck mitgenommen wird, oder nicht. Das ist leider typisch deutsch und wir brauchen ein einheitliches System.“

Ein offenes Ohr aus Berlin

Trotz der Herausforderungen freute sich Oppenborn über den Besuch aus Berlin. „Es ist immer gut, wenn man seinen Sorgen Luft machen kann und einen Ansprechpartner hat.“ Tilman Kuban plant, seine Besuchsreihe fortzusetzen – aktuell tourt er unter anderem auch durch Betriebe wie Fensterbauer, einen Wohnmobilhändler und das Deutsche Rote Kreuz.