Wennigsen/Bredenbeck. Die Einführung der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen in Wennigsen und Bredenbeck sorgt seit Monaten für Diskussionen. Ab dem Schuljahr 2026/2027 soll der Ganztag eingeführt werden. Während die Grundschule Wennigsen für die Jahrgänge 1 und 2 ein offenes Modell vorsieht und für die Jahrgänge 3 und 4 eine teilweise verbindliche Struktur mit festen Tagen einführt, setzt die Grundschule Bredenbeck durchgehend auf eine offene Form. Doch nun sorgen ein Elternbrief und Vorwürfe und Kritik auf politischer Ebene für Wirbel. Gelingt der Ganztag so in der Gemeinde?
Der Sachstand: Prozess mit Höhen und Tiefen
Das Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) sieht die Ganztagsentwicklung in Wennigsen grundsätzlich auf einem guten Weg. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe sich seit Oktober 2023 ein tragfähiger Prozess entwickelt. Differenzen über Räume, Personal oder Finanzierung seien in Gesprächen weitgehend bearbeitet worden. „Allen Beteiligten liegt eine konstruktive und erfolgreiche Ganztagsschulentwicklung am Herzen“, betont das RLSB. Gemeinsam mit dem Kultusministerium und der Gemeinde soll die Einführung des Ganztags bis 2026/2027 sichergestellt werden.
Vorwürfe gegen die Schulleitung
Für Unruhe sorgte zuletzt ein schwerer Vorwurf gegen Schulleiterin Tatjana Seidensticker aus Bredenbeck: Angeblich blockiere sie die Planungen für den Ganztag. Seidensticker weist dies entschieden zurück und spricht von einer „Verleumdung“. Sie habe gemeinsam mit ihrem Kollegium seit zwei Jahren intensiv an einem pädagogisch wertvollen Ganztagsmodell gearbeitet. Das offene Konzept sei im Einklang mit dem Elternwunsch entwickelt, Fortbildungen besucht und ein schlüssiges Konzept dem Schulträger vorgelegt worden. „Der Vorwurf, ich würde die Planung blockieren, ist eine Verleumdung – offenbar, um meinem Ruf zu schaden“, schreibt Seidensticker in einem Brief an die Eltern.
Sie kritisiert zudem ausbleibende Rückmeldungen des Schulträgers und politische Verzögerungen. Bereits in der Vergangenheit habe es öffentliche Angriffe gegen ihre Person gegeben, die sich nachweislich als falsch herausgestellt hätten.
Wer die Schulleiterin nun an oberster Stelle im Ministerium kritisierte, anstatt ein direktes Gespräch zu suchen, sei unklar, bedauert Seidensticker im Elternbrief.
Landesbehörde sieht Meinungsverschiedenheiten
Das RLSB betont, dass Meinungsverschiedenheiten in solchen Prozessen nicht ungewöhnlich seien und nur durch sachlichen Austausch gelöst werden könnten. „Die Meinungsverschiedenheiten scheinen nun eine nicht vorhersehbare Dynamik entwickelt zu haben“, so Bianca Trogisch, Pressesprecherin des Landesamtes, „In mehreren Gesprächen wurde deutlich, dass allen Beteiligten eine konstruktive und erfolgreiche Ganztagsschulentwicklung an der Grundschule Bredenbeck sehr am Herzen liegt. So hat auch bereits ein Gespräch mit dem Bürgermeister der Gemeinde Wennigsen und dem Niedersächsischen Kultusministerium stattgefunden, um den erfolgreich begonnenen Prozess nun weiter voranzutreiben.“
CDU kritisiert SPD
Auch die CDU Wennigsen meldet sich in der Thematik zu Wort. Sie fordert eine sachliche Diskussion über die Ganztagsplanung und kritisiert, dass die Debatte zunehmend von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt sei.
„Nach dem Grundsatzbeschluss für den Ganztagsbetrieb haben die Schulleitungen, Kollegien und Elternvertreter diesen Weg stets zielführend unterstützt. Die Konzepte wurden von beiden Grundschulen fristgerecht vorgelegt, in Bredenbeck sogar etwas eher als in Wennigsen. Sogar Aufgaben des Schulträgers haben die Kollegien abgearbeitet, z.B. in Wennigsen das bauliche Konzept für die Mittagsverpflegung“, erklärt Ernst Herbst (CDU) und kritisiert die SPD, „Im politischen Raum war die Mitwirkung unterschiedlich. Zwar hat die SPD bereits 2018 mit beschlossen, ein Basiskonzept zu erarbeiten, auf das die einzelnen Schulen aufbauen können. Dann wurde fünf Jahre lang jedoch nichts geliefert. Als dieser Mangel offensichtlich wurde, begann die SPD-Fraktion im Juni 2023 unter Vorsitz von Jonas Farwig eine Schlammschlacht. Diese setzte sich leider in anmaßenden Angriffen durch einzelne SPD-Mitglieder gegen die Schulleitungen fort.“
„Die SPD-Fraktion hat sich in den vergangenen Jahren stets aktiv für einen gut ausgestatteten Ganztag an beiden Grundschulen der Gemeinde eingesetzt. Jede politische Äußerung hat dabei im Zusammenhang mit diesem Ziel gestanden“, erklärt dagegen Jonas Farwig auf Nachfrage der Redaktion, „Im Sommer 2023 hatten wir in einer Pressemitteilung auf offene Fragen im Zusammenhang mit dem Ganztag hingewiesen – zu diesem Zeitpunkt lagen noch keine endgültigen Planungen vor. Inzwischen sind die Arbeiten weit vorangeschritten: In der Arbeitsgruppe „Ganztag“ arbeiten Politik, Verwaltung und Schulleitungen konstruktiv zusammen. Dieses Miteinander hat sich als sehr zielführend erwiesen. Die im Raum stehenden Anschuldigungen sind für uns daher nicht nachvollziehbar.“
Ausblick
Die nächsten Monate dürften entscheidend sein: Zum einen muss die Gemeinde gemeinsam mit dem Land die baulichen und personellen Voraussetzungen schaffen, zum anderen gilt es, das Vertrauen zwischen Politik, Verwaltung und Schule zu stärken. Denn klar ist: Am Ende steht das Wohl der Kinder im Mittelpunkt – und ein gut funktionierender Ganztag kann für viele Familien eine wichtige Unterstützung im Alltag bedeuten.
Erste Gemeinderätin Jacqueline Gebauer erklärt: „Die Umsetzung des Ganztagsanspruchs ist eine große organisatorische und finanzielle Herausforderung. Unser Ziel ist es, den Familien in Wennigsen und Bredenbeck eine verlässliche, qualitativ hochwertige Betreuung anzubieten.“
Bürgermeister Ingo Klokemann betont: „Die Einführung des Ganztags wirft viele Fragen auf, und an einigen Stellen muss noch mit Prognosen gearbeitet werden. Entscheidend ist jedoch: Wir sind gemeinsam bereits ein gutes Stück vorangekommen. Schulen, Verwaltung, Politik und Eltern ziehen an einem Strang – das ist die beste Grundlage, um den Rechtsanspruch erfolgreich umzusetzen.“